Rotmilane hautnah – Mein Wildnis-Abenteuer in der Eifel

Rotmilan

Mein Nacken tut manchmal weh, weil ich auf meinen Eifel-Ausflügen ständig nach oben schaue – aber es lohnt sich jedes Mal: Über mir zieht majestätisch ein Rotmilan seine Kreise. Diese Greifvögel mit dem rostroten Gefieder und dem markanten Gabelschwanz haben es mir einfach angetan. In diesem Blogartikel möchte ich euch erzählen, was Rotmilane eigentlich sind, warum man sie in der Eifel so häufig sieht und wie ihr sie selbst beobachten oder fotografieren könnt. Dazu gibt’s ein paar humorvolle Anekdoten aus meinen eigenen Erlebnissen – und natürlich Fotos, die ich alle selbst geschossen habe. Also, kommt mit auf die Reise zu den Rotmilanen in der Eifel!

Was sind Rotmilane?

Rotmilane (Milvus milvus) sind große Greifvögel und so etwas wie die Könige der Lüfte in unseren Breiten. Sie kommen fast ausschließlich in Europa vor – mehr als die Hälfte aller Rotmilan-Paare brütet in Deutschland. Das heißt: Wir hier in Deutschland (und speziell bei uns in der Eifel) tragen eine besondere Verantwortung für diese Art. Weltweit gibt es schätzungsweise um die 20.000 Brutpaare, und davon leben über 60% in Mitteleuropa. Kein Wunder also, dass man den Rotmilan auch “Gabelweihe” nennt – nein, nicht wegen einer Vorliebe für Besteck, sondern wegen seines gegabelten Schwanzes, der ihm seinen Spitznamen eingebracht hat.

Als Greifvogel ist der Rotmilan verwandt mit Bussarden und Adlern, auch wenn er nicht ganz so groß ist wie ein Adler. Mit bis zu 70 cm Körperlänge und einer Flügelspannweite bis zu 1,70 m ist er aber nach Seeadler und Steinadler einer der größten heimischen Greifvögel. Trotz seiner Größe wirkt er elegant und beinahe schwebend, wenn er hoch oben seine Kreise zieht. Ich nenne ihn gern den “Adler des kleinen Mannes” – denn einen echten Adler sieht man selten, aber ein Rotmilan segelt einem in der Eifel fast überall mal über den Weg (bzw. über den Kopf). Und glaubt mir, jedes Mal bleibt mir kurz der Mund offen stehen vor Staunen!

Wie erkennt man einen Rotmilan?

Rotmilan

Den Rotmilan erkennt man sofort an seiner Silhouette: lange, schmale Flügel und ein tief gegabelter Schwanz – als hätte jemand einem Vogel ein Schwalbenschwanz-Heck verpasst. Dieser gegabelte, rostrote Schwanz ist tatsächlich das auffälligste Erkennungsmerkmal. Im Flug ist er ständig in Bewegung, wie ein Steuerruder, mit dem der Milan geschickt steuert. Die Flügel hält er im Gleitflug leicht nach oben gerichtet in einer flachen V-Form und lässt sich vom Wind tragen, ohne oft mit den Flügeln schlagen zu müssen. So sieht es aus, als würde er mühelos im Himmel stehen – ein traumhafter Anblick für jeden Naturfan.

Auch die Farbe des Rotmilans ist charakteristisch: Sein Körper und die Flügeloberseiten leuchten rotbraun („rot“ steckt ja schon im Namen). Der Kopf dagegen ist hellgrau bis weißlich, was einen schönen Kontrast ergibt. Unter den Flügeln trägt er weiße „Fenster“ – große helle Flecken – und die Flügelspitzen sind schwarz. Von unten betrachtet ergibt das ein kontrastreiches Muster: weiß, rotbraun und schwarz, fast wie ein gemusterter Drachen (im doppelten Sinne, denn „Kite“ heißt im Englischen sowohl Drachen als auch Milan). Mit seinen gelben Augen und dem nach unten gebogenen Schnabel sieht er zudem ziemlich entschlossen aus – ich bilde mir ein, dass man seinen stolzen Blick sogar vom Boden aus erahnen kann.

Zur Größe noch ein Vergleich: Viele kennen ja den Mäusebussard, den man häufig über Feldern kreisen sieht. Der Rotmilan ist größer als ein Bussard und wirkt viel schlanker und eleganter. Und natürlich hat der Bussard keinen Gabelschwanz. Wenn ihr also einen Greifvogel seht und euch fragt, Milan oder Bussard – achtet auf den Schwanz. Ist er deutlich gegabelt, habt ihr wahrscheinlich einen Rotmilan vor euch. (Falls er keinen Schwanz hat, dann ist es wahrscheinlich ein Adler… oder der Vogel fliegt genau direkt von euch weg – kleiner Scherz am Rande!)

Warum sind Rotmilane in der Eifel so häufig?

In der Eifel hat man wirklich gute Chancen, Rotmilane zu sehen. Aber warum gerade hier? Das liegt an unserer Landschaft. Der Rotmilan liebt sogenannte Kulturlandschaften – eine Mischung aus Wiesen, Weiden, Feldern und Wäldern. Genau das bietet die Eifel in Hülle und Fülle: offene Flächen, sanfte Hügel, dazwischen Wälder und Hecken. Diese abwechslungsreiche Landschaft ist für Rotmilane ideal, besonders die offenen Hochflächen der Eifel bieten perfekte Jagdreviere. Hier können sie die Aufwinde nutzen und über Feldern kreisen, immer auf der Suche nach Beute.

Tatsächlich ist die Eifel in manchen Gegenden so etwas wie ein Rotmilan-Hotspot. Im Süden der Eifel, rund um Hellenthal (Wildenburger Ländchen), gibt es zum Beispiel seit Jahren eine stabile Rotmilan-Population. Die dortige extensive Bewirtschaftung – also viele Wiesen und Weiden statt Monokulturen – und genügend alte Bäume in den Wäldern bieten ideale Brut- und Jagdbedingungen. Man könnte sagen, die Rotmilane fühlen sich hier pudelwohl.

Als ich das erste Mal durch die Eifel fuhr, konnte ich es kaum glauben: Kaum war ich aus dem Auto ausgestiegen, zog schon der erste Rotmilan über mir seine Runden. Inzwischen wundert mich das nicht mehr. Egal ob beim Wandern im Nationalpark Eifel oder beim Familienpicknick auf einer Wiese – früher oder später schaut man nach oben und denkt sich: “Oh, da ist ja schon wieder einer!” Die Eifel scheint wirklich rotmilanreich zu sein. In manchen Dörfern könnte man fast meinen, der Rotmilan gehört zum Inventar des Himmels. Es gibt sogar Berichte, dass sich im Spätsommer an einigen Stellen dutzende Rotmilane versammeln – 2018 wurden einmal bis zu 30 Tiere zusammen bei Hellenthal beobachtet. Das muss man sich mal vorstellen: ein ganzer Schwarm großer Greifvögel am Himmel, fast wie in einem Wildlife-Film! Hier bei uns ist das Realität.

Rotmilane beobachten und fotografieren

Wie kann man diese beeindruckenden Vögel nun selbst am besten beobachten? Die gute Nachricht: Man muss nur nach oben schauen. 😉 Tatsächlich sind Rotmilane hauptsächlich tagsüber aktiv und recht auffällig. Am einfachsten sieht man sie, wenn sie im Segelflug über der Landschaft kreisen. Besonders im Frühjahr und Sommer nutzen sie die warmen Aufwinde in der Mittagszeit – dann kann man sie häufig lange gleiten sehen, ohne einen einzigen Flügelschlag. Haltet Ausschau über offenen Wiesen und Feldern. Ein heißer Tipp: Wenn irgendwo gerade ein Bauer das Feld mäht, lohnt es sich, in der Nähe die Augen offen zu halten. Rotmilane haben gelernt, dass frisch gemähte Wiesen einem Buffet gleichen – plötzlich liegen dort Mäuse und andere Leckerbissen frei, und Meister Rotmilan stürzt im Sturzflug hinab. Ich habe schon erlebt, wie direkt nach der Mahd zwei Rotmilane über einer Wiese auftauchten und nach Beute suchten. Da fühlt man sich fast wie bei einer Live-Doku!

Fürs Fotografieren der Rotmilane gilt: Geduld haben und am besten ein Teleobjektiv mitbringen. Die Vögel kreisen zwar oft relativ niedrig, aber trotzdem ist man froh um jedes Millimeter Brennweite, um sie formatfüllend aufs Bild zu bekommen. Alle Fotos in diesem Beitrag habe ich mit einem Tele aufgenommen – glaubt mir, näher ran kommt man sonst kaum, außer man wäre selbst ein Vogel. 😅 Ein paar praktische Tipps aus meiner Erfahrung: Versucht, die Sonne im Rücken zu haben, damit der Milan schön beleuchtet ist (im Abendlicht leuchtet sein rotes Gefieder besonders hübsch!). Nach der Feldmahd oder an Thermiktagen um die Mittagszeit habt ihr die besten Chancen, sie im Flug zu erwischen. Und schießt ruhig viele Fotos in Serie. Von zehn Bildern ist vielleicht eines richtig scharf; die anderen neun zeigen entweder blauen Himmel ohne Vogel (weil er schneller aus dem Bild geflogen ist, als ich auslösen konnte) oder einen halben Flügel – kenne ich alles aus eigener Erfahrung. Aber wenn das eine tolle Foto dabei ist, ist die Freude groß.

Rotmilan

Wichtig: Bitte stört die Tiere nicht. Beobachtet und fotografiert aus respektvoller Distanz, besonders in der Nähe von Nestern. Rotmilane brüten meist hoch oben in Bäumen (Eichen, Buchen oder Kiefern) – oft in 15–20 m Höhe. Wenn man da drunter herumkraxelt, tut man weder sich noch dem Vogel einen Gefallen. Also lieber mit Fernglas schauen oder langen Objektiven arbeiten. Die Rotmilane danken es, indem sie gelassen ihre Runden drehen und wir in Ruhe staunen können. Für Familienausflüge eignet sich übrigens eine kleine Rotmilan-Safari in der Eifel hervorragend: Kinder haben einen Heidenspaß daran, die ersten Rufe “Da! Ein Rotmilan!” zu machen (und ja, ein bisschen Wettbewerb, wer die meisten Milane sichtet, macht das Ganze extra spannend).

Was man über ihren Schutz wissen sollte

Bei all der Begeisterung darf man nicht vergessen: Rotmilane brauchen unseren Schutz. Zwar sind sie (noch) kein vom Aussterben bedrohter Artgenosse, aber ihre Bestände gehen zurück. In den letzten 20 Jahren hat die Zahl der Rotmilan-Brutpaare in Deutschland um etwa 20% abgenommen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen finden die Vögel in unserer modernen Landschaft immer schwerer Nahrung. Wenn überall riesige Felder mit Monokulturen sind und kaum abwechslungsreiche Wiesen, wird es für den Rotmilan schwierig, genug Mäuse und andere Beutetiere zu finden. Intensive Landwirtschaft, der Rückgang von Weiden und Brachen – all das macht ihm das Leben schwer. Zum anderen lauern neue Gefahren: Windenergieanlagen zum Beispiel können für Greifvögel problematisch sein, wenn sie ungünstig stehen. Und wer schon einmal gesehen hat, wie hoch und konzentriert ein Rotmilan fliegt, der ahnt, dass ein Windrad für ihn schwer zu durchschauen ist. Auch Störungen während der Brutzeit (etwa durch Forstarbeiten oder unbedachte Wanderer) können zum Brutabbruch führen – da heißt es für uns Menschen, rücksichtsvoll zu sein.

Die gute Nachricht: Es gibt viele Initiativen, die sich für den Rotmilan einsetzen. Naturschutzorganisationen wie NABU und die Deutsche Wildtier Stiftung haben Programme ins Leben gerufen, um die Lebensräume dieser Vögel zu bewahren. Im Nationalpark Eifel gab es z.B. eine Wanderausstellung namens „Rotmilan – Land zum Leben“, die genau diese Konflikte und Lösungsansätze zeigt. Dort erfährt man, wie Landwirtschaft und Rotmilan-Schutz Hand in Hand gehen können – denn am Ende wollen wir ja alle eine lebendige, artenreiche Landschaft. Wer einen Garten oder ein Stück Land hat, kann indirekt auch helfen: Strukturreiche Gärten, kein Gift und vielleicht mal ein wildes Eckchen mit hoher Wiese schaffen – so unterstützt man nicht nur Rotmilane (die dort Mäuse fangen könnten), sondern generell die Natur. Und natürlich gilt: Finger weg von den Horsten! Alle Greifvögel stehen unter Schutz, Rotmilane ganz besonders. Ihre Nester und Jungen zu stören oder gar zu zerstören, ist nicht nur illegal, sondern auch absolut unsportlich. 😉

Fazit

Der Rotmilan ist wirklich ein Charaktervogel der Eifel – elegant, kräftig, mit einer gehörigen Portion Coolness, wenn er da oben die Thermik ausnutzt. Für mich persönlich sind Rotmilane jedes Mal aufs Neue ein Highlight: Egal ob ich sie spontan beim Sonntagsausflug entdecke oder gezielt mit der Kamera auf Motivsuche gehe, ihr majestätischer Anblick lässt mich immer glücklich lächeln.

Ich hoffe, ich konnte euch mit meiner Begeisterung ein bisschen anstecken. Vielleicht schaut ihr bei eurem nächsten Eifel-Besuch auch mal gezielt in den Himmel – die Chancen stehen gut, dass ihr einen dieser “Himmelsakrobaten” zu Gesicht bekommt. Es lohnt sich wirklich, denn einen Rotmilan in freier Wildbahn zu beobachten, ist ein Naturerlebnis, das man so schnell nicht vergisst. In diesem Sinne: Viel Freude beim Rotmilan-Spotting in der Eifel! Vielleicht sieht man sich ja mal draußen – ich bin der Typ mit der Kamera und dem etwas steifen Nacken, der gerade nach oben schaut und selig grinst. 😉

Herzliche Grüße und bis bald in der Natur…

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