Es gibt Momente, die riechen nach Geschichte, klingen nach Kraft und fühlen sich an, als würde die Zeit für einen Augenblick stillstehen. Einer davon ist der Moment, wenn eine Dampflok aus der Ferne auftaucht – erst nur ein tiefes Grollen, dann ein leises Zischen, bis sie plötzlich donnernd und fauchend aus der Kurve schießt. 💨
Für mich ist jede Begegnung mit einer dieser schwarzen Stahlgiganten wie eine kleine Zeitreise. Ich habe inzwischen wohl rund zwanzig verschiedene Loks fotografiert – und doch ist jede einzelne anders. Manche stolz, majestätisch und makellos restauriert, andere mit Rost, Patina und unzähligen Geschichten in jeder Niete.
🔥 Die Macht des Augenblicks
Wenn der Heizer die Feuerklappe öffnet, das Glühen des Kessels durch die Nacht dringt und der Dampf sich wie ein lebendiges Wesen in den Himmel windet – das ist pure Magie. Da steht man dann mit der Kamera, die Linse beschlägt leicht, das Herz klopft im Takt der Räder, und man weiß: Das ist kein Schnappschuss, das ist ein Stück Ewigkeit.
Ich erinnere mich an Nächte, in denen die Luft nach Kohle und Öl roch, das Licht der Lampen im Dampf tanzte und das Zischen der Ventile wie Musik klang. In solchen Momenten wird selbst der Fotograf still – man hört nur noch das Herz der Maschine schlagen.
📸 Fotografie mit allen Sinnen
Dampflokfotografie ist nichts für Hektiker. 😉 Man wartet, plant, lauscht – und dann kommt sie plötzlich, mit donnerndem Bass und gleißenden Lichtern. Die Herausforderung besteht darin, die Bewegung einzufangen, ohne den Charakter zu verlieren. Dampf, Schatten, Sonne – alles verändert sich in Sekunden.
Ich liebe diese Unberechenbarkeit. Manchmal erwischt man den perfekten Moment, wenn der Rauch eine kleine Explosion aus Licht und Schatten bildet. Und manchmal steht man nassgeschwitzt am Gleis und denkt sich: Na gut, dann halt nächstes Mal. 😄
🕰️ Mehr als Technik
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Was mich an diesen alten Maschinen fasziniert, ist ihre Seele. Eine Dampflok ist kein bloßes Verkehrsmittel – sie atmet, lebt und arbeitet. Man spürt die Hitze, hört das Keuchen, sieht, wie Mensch und Maschine miteinander verschmelzen. Das war nie bloß Transport – das war reine Ingenieurskunst mit Herz und Muskeln.
Wenn ich durch den Sucher schaue und der Dampf sich über das Stahlgerüst legt, dann sehe ich nicht nur Technik – ich sehe Stolz, Handwerk und Geschichte.
💨 Warum ich’s immer wieder tue
Viele fragen mich: „Warum fotografierst du eigentlich Dampfloks? Die gibt’s doch kaum noch!“ Meine Antwort ist einfach:
Weil sie mich jedes Mal daran erinnern, dass Fortschritt und Leidenschaft Hand in Hand gehen können.
Diese Loks sind Monumente einer Zeit, in der man Dinge nicht einfach gebaut hat – man hat sie geschaffen. Und wenn sie heute noch durch unsere Täler donnern, dann lebt ein Stück dieser Zeit weiter – in ihren Funken, im Dampf, im Echo der Schienen.
💬 Fazit
Dampfloks sind für mich keine Relikte – sie sind bewegte Geschichte. Und wer einmal an der Strecke stand, wenn der Stahlriese an einem vorbeirauscht, der weiß: Das Herz schlägt dann ein bisschen schneller. 😁
Darum packe ich meine Kamera immer wieder ein, wenn irgendwo eine Lok unter Dampf steht. Denn jedes dieser Fotos ist ein Stück Vergangenheit, das man festhalten kann, bevor es endgültig davonfährt. 🚂💨
Hinweis: Ich habe alle Fotos in hoher Auflösung hochgeladen. Einfach rechten Mausklick auf das Foto und anschließen Link in neuem Tab/Fenster öffnen auswählen und genießen.
Nachtaufnahmen haben ihren ganz eigenen Zauber: Straßenlaternen, Sternenhimmel, spiegelnde Seen oder Lichter über der Stadt. Doch wer bei Dunkelheit fotografiert, merkt schnell: Automatik reicht nicht. Hier zählt Technik, Geduld und das richtige Gespür für Licht.
🔭 Manuelle Fokussierung – wenn der Autofokus schlappmacht
Bei wenig Licht kämpft der Autofokus. Der Trick: manuell fokussieren. Such Dir eine helle Stelle im Bild, die etwa die gleiche Entfernung hat wie Dein Hauptmotiv, und stelle auf diese scharf. Besonders hilfreich: Live-View mit Zoom-Funktion – so kannst Du die Schärfe pixelgenau prüfen. Tipp: Viele Objektive haben eine Skala mit Unendlich-Markierung. Dreh nicht einfach auf „∞“, sondern taste Dich vorsichtig ran – meist liegt der Schärfepunkt knapp davor.
⚙️ Manueller Modus – volle Kontrolle über die Belichtung
Automatik ist bei Nachtaufnahmen ein Glücksspiel. Im manuellen Modus (M) hast Du Kontrolle über Blende, Zeit und ISO. Empfohlene Startwerte:
Blende: f/8 bis f/11 für maximale Schärfe
ISO: möglichst niedrig (100–200)
Belichtungszeit: nach Histogramm oder Gefühl einstellen
Mach am besten Belichtungsreihen und kombiniere sie später per HDR-Software. So entsteht ein harmonisches Bild mit leuchtenden Lichtern und klaren Schatten.
🔭 Profi-Tipp: Bei Sternenfotos gilt die 500-Regel → 500 ÷ Brennweite = maximale Belichtungszeit (in Sekunden), bevor Sterne zu Strichen werden.
🧱 Stabile Kameramontierung – kein Wackler erlaubt
Nachtfotos sind meist Langzeitbelichtungen. Schon kleinste Erschütterungen ruinieren das Bild. Ein solides Stativ ist daher Pflicht. Achte auf stabilen Stand, nimm bei Wind den Kameragurt ab und such Dir möglichst windgeschützte Orte. Kein Stativ zur Hand? Dann nutze eine Mauer, Parkbank oder Dein Autodach – Hauptsache, die Kamera bleibt ruhig.
📷 Bildstabilisator ausschalten – ja, wirklich!
Wenn Deine Kamera auf dem Stativ steht, deaktiviere den Bildstabilisator. Er versucht sonst, Bewegungen auszugleichen, die gar nicht da sind – das kann zu minimalen Verwacklungen führen.
Hohe ISO-Werte erzeugen starkes Bildrauschen. Deshalb: ISO 100 oder 200 manuell einstellen und lieber länger belichten. Falls Deine Kamera Hotpixel produziert, aktiviere die Langzeit-Rauschunterdrückung – dauert länger, liefert aber saubere Ergebnisse.
🎛️ Fernauslöser oder Selbstauslöser – Finger weg vom Auslöser!
Berührst Du beim Fotografieren den Auslöser, entstehen Mikroverwacklungen. Besser: Fernauslöser verwenden (kabelgebunden oder Funk) oder den Selbstauslöser auf 2 Sekunden stellen. Bei Spiegelreflexkameras zusätzlich Spiegelvorauslösung aktivieren – das reduziert Vibrationen durch den Spiegelschlag.
📏 Wasserwaage – der perfekte Horizont
Im Dunkeln erkennt man kaum, ob die Kamera gerade steht. Hier hilft eine digitale Wasserwaage im Kameradisplay – oder eine kleine Steck-Wasserwaage für den Blitzschuh. Zur Not tut’s auch eine Smartphone-App. Saubere Ausrichtung spart später mühsame Korrekturarbeit.
✨ Fazit – Nachtfotografie ist Magie mit Methode
Nachtfotografie ist ein Spiel aus Licht, Technik und Geduld – aber der Aufwand lohnt sich! Wenn Du Blende, Belichtungszeit und ISO im Griff hast, wirst Du mit Bildern belohnt, die Tiefe, Ruhe und Atmosphäre atmen.
Also: Kamera aufs Stativ, ISO runter, Akku laden und raus in die Nacht! 🌙📸
🔗 Weitere spannende Nachtmotive auf meinem Blog
📸 Landschaftspark Duisburg – Lapadu bei Nacht Eine industrielle Kathedrale aus Licht – der Landschaftspark in Duisburg zeigt, wie schön Stahl und Farben bei Nacht wirken können.
Der Herbst ist da – und mit ihm eine Tradition, die Jahr für Jahr kleine und große Besucher begeistert: die Kürbisschau auf dem Krewelshof in Mechernich. Schon 2017 war ich von der Ausstellung begeistert, doch dieses Jahr hat der Hof die Latte noch einmal höher gelegt!
🐚 Thema 2025: „Unter dem Meer“ 🌊
Passend zum Motto „Meer“ entführt die Ausstellung die Besucher in eine kunterbunte Unterwasserwelt – komplett aus Kürbissen! 😍 Überlebensgroße Figuren wurden aus Tausenden von Kürbissen liebevoll gestaltet und mit echten Details verziert. Zwischen all den leuchtenden Orangetönen und Meeresfarben begegnet man beeindruckenden Motiven wie:
einer sanft schwebenden Qualle,
einem anmutigen Seepferdchen,
einem gefährlich dreinblickenden Hai,
einem Regenbogenfisch, der in allen Farben strahlt,
einer bezaubernden Meerjungfrau,
dem legendären Spongebob,
einem verschmitzten Oktopus,
einem majestätischen Orca,
einem geheimnisvollen U-Boot
und natürlich einem mutigen Taucher.
Ein farbenfrohes Meer aus Kürbissen, das einen unwillkürlich lächeln lässt. 😁🌊
🎠 Spaß für Kinder – und alle, die es geblieben sind
Während die Großen staunen, dürfen die Kleinen toben: Es gibt ein Maislabyrinth, eine Hüpfburg in Kürbisform, bunte Rutschen und viele Mitmachstationen. Die ganze Anlage ist familienfreundlich, weitläufig und liebevoll dekoriert.
Und wer sich nach so viel Action eine Pause gönnen will, kann sich am großen Kürbisfeld orientieren: Dort steht jedes Jahr der größte Kürbis des Hofes – dieses Mal ein echtes Schwergewicht mit 240 kg! 💪🎃
📸 Erinnerungen, die bleiben – die Fotobox 📷
Ein Highlight war die Fotobox vor der Kürbispyramide: Hier kann man mit der ganzen Familie lustige Erinnerungsfotos machen. Perfekt, um den Besuch mit einem Lächeln festzuhalten (und später auf Instagram zu posten 😅).
☕ Hofladen, Restaurant & Eisgenuss 🍦
Wie immer ist auf dem Krewelshof auch für das leibliche Wohl gesorgt. Im Hofladen gibt es regionale Produkte, Kürbisse in allen Formen und Größen, Marmeladen, Dekoartikel und vieles mehr.
Das Restaurant bietet leckere Speisen in gemütlicher Atmosphäre – und (was viele schätzen) saubere Toiletten. 👍 Wir haben uns ein köstliches Bauernhofeis gegönnt – cremig, frisch und einfach perfekt nach einem sonnigen Rundgang.
🚗 Anfahrt & Parken
Der Hof ist gut ausgeschildert, und direkt davor befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem man bequem und kostenlos parken kann. So startet der Besuch stressfrei – selbst an gut besuchten Wochenenden.
😊 Fazit
Die Kürbisschau 2025 auf dem Krewelshof in Mechernich war für uns wieder ein echtes Highlight des Herbstes. Kreativität, Atmosphäre und Familienfreundlichkeit machen den Besuch jedes Jahr aufs Neue lohnenswert.
Wir waren rundum zufrieden – und eins ist sicher: 👉 Wir kommen wieder! 😁🎃💚
Kurzfazit: Unten im Dorf geparkt, den historischen Pflasterweg hinauf, Pause mit Dorfblick, oben zwischen alten Buchen und Ruinen gepicknickt. Der Aussichtsturm war zwar geschlossen, aber das Abenteuer Burgberg war trotzdem ein Volltreffer. 🏰🌳
Anreise & Start im Dorf
Geparkt wurde unten im Dorf Aremberg. Schon hier verraten Infotafeln, dass der Hügel über dem Ort mehr ist als „nur“ eine Ruine: über Jahrhunderte Burg, Festung, barockes Schloss und schließlich romantische Ruinenanlage im Wald. Der Aufstieg beginnt direkt am Ortsrand – sobald der Weg auf altes Kopfsteinpflaster wechselt, fühlt es sich an wie eine kleine Zeitreise.
Tipp: Das Pflaster ist uneben und bei Nässe rutschig. Feste Schuhe zahlen sich aus. Für Kinderwagen ist der Weg eher nix, für geländesichere Hunde dagegen ein Fest. 🐾
Der Aufstieg: Geschichte unter den Sohlen
Der alte Steinweg windet sich in sanften Kehren bergauf. Eine Tafel erinnert daran, dass hier einst Grafen, Gesandte, Händler – und auch feindliche Truppen hinaufstiegen. Sogar der spätere Papst Alexander VII. soll als Nuntius im 30-jährigen Krieg über diesen Weg zur Burg gelangt sein. Heute begleiten nur Wind in den Blättern, Vogelstimmen und das Knistern von Laub die Schritte – herrlich entschleunigend.
Nach wenigen Minuten öffnet sich ein kleiner Platz: erste Picknickstelle mit Bank, Tisch und Blick aufs Dorf. Genau richtig für eine Trinkpause und den ersten „Wow-Moment“.
Oben auf dem Berg: Buchen, Bänke, Burgruine
Die Kuppe überrascht: mächtige, alte Buchen, moosige Wurzeln, Lichtflecken auf dem Boden – dazu mehrere Picknickmöglichkeiten rund um die Mauerreste. Wer mag, schlägt hier sein kleines Basislager auf, bevor es auf Entdeckungstour geht: Wallreste, Gräben, Grundmauern und Infotafeln erzählen die Geschichte in Etappen.
Der Aussichtsturm (ein Bau des 19. Jahrhunderts) war bei unserem Besuch geschlossen – schade, denn von oben hätte man sicher weit über die Eifel geblickt. Die Waldkulisse macht das allerdings wett: Zwischen Stämmen, Steinen und stillen Ecken hat der Ort diese besondere Mischung aus Ruhe und Gänsehaut-Romantik.
Mini-Historie – kompakt & spannend
Anfänge (12. Jh.): Auf dem Basaltkegel entstand eine befestigte Anlage – strategisch perfekt, mit weitem Blick und natürlichem Schutz durch Gräben und Felsen.
Ausbau zur Festung: Mit wachsender Bedeutung wurde die Anlage verstärkt; Zuwege, Bastionen und Gräben sicherten gegen Plünderer und Kriegszüge.
Barockes Schloss: Als die reine Wehrfunktion an Bedeutung verlor, entstand ein repräsentatives Schloss mit Gärten und Auffahrten.
Niedergang (spätes 18. Jh.): In den Wirren der Französischen Revolution verlor der Ort seine Rolle; die Anlage verfiel, Baumaterial wurde abgetragen. 1854 entstand der heutige Turm als Landmarke.
Heute: Tafeln, Grundrisse und ein Bastionsplan machen die Dimension der alten Anlage greifbar – ein Outdoor-Museum im Wald.
Randnotiz: Margaretha von der Marck-Arenberg
Eine der prägenden Figuren: Margaretha (1527–1599). Die Quellen rühmen sie als kluge, geschäftstüchtige Landesherrin. Sie förderte Handel, Bergbau und ließ Münzen mit dem Arenberger Wappen prägen. Ihre Zeit zeigt, wie Wirtschaft, Politik und Kultur am Arenberg zusammenliefen.
Eisen & Feuer: Was die Eifel reich machte
Ringsum wurde Eisen verhüttet – mit Erz aus der Region, Wasserenergie und Holzkohle aus den Wäldern. Berühmt sind die „Takenplatten“ (Ofen-/Herdplatten) aus Gusseisen: kunstvoll, langlebig, heute begehrte Sammlerstücke. Wer die Tafeln liest, versteht, warum hier Köhlermeiler rauchten und Mühlräder klapperten.
Picknick & Pausenplätze
Unterwegs: die Dorfblick-Bank am Hang – ideal für den ersten Snack.
Oben: mehrere Tische und Bänke im Schatten der Buchen; genug Platz, um in Ruhe zu essen, zu lesen oder einfach in die Bäume zu schauen.
Leave-no-trace: Bitte Müll wieder mitnehmen. Ruinen und Natur sind empfindlich – dadurch bleibt der Ort so schön, wie er ist. 🙏
Fotospots & Naturmomente
Buchenwurzeln: moosig, verwachsen, fast skulptural – großartige Vordergründe.
Turm & Tische: das Zusammenspiel aus rechtem Winkel und Naturchaos liefert starke Kontraste.
Alte Pflasterrinne am Aufstieg: führende Linien für Weitwinkel (16–24 mm).
Licht: Bewölkt ist perfekt – das weiche Waldlicht bringt Details zum Leuchten.
Praktische Hinweise
Dauer: Aufstieg gemütlich und kurz, oben kann man locker 60–90 Minuten vertrödeln.
Schuhe: Profilsohlen! Das Pflaster ist uneben.
Jahreszeit: Ganzjährig schön; Herbst mit Buchenlaub ist ein Traum.
Turm: Status vorher prüfen; wenn geschlossen, bleibt’s beim Waldblick.
Respekt: Nichts besteigen, keine Steine lösen, Tafeln in Ruhe lassen.
Warum sich der Besuch lohnt
Weil alles zusammenpasst: ein kurzer, atmosphärischer Aufstieg, Geschichte zum Anfassen, stille Picknickplätze, und ein Wald, der nach Moos, Holz und Regen riecht. Selbst ohne Turm ist die Ruinenrunde ein echtes Eifel-Highlight – einfach, nahbar, schön.
Wie wurde aus Arenberg Aremberg?
Neben Arenberg in der Eifel gibt es ein Arenberg bei Koblenz. Während der preußischen Verwaltung wurde – um eine Verwechslung auszuschließen – aus Arenberg in der Eifel „Aremberg“. Die Adelsfamilie nennt sich weiter „von Arenberg“.
Schlussgedanke
Der Arenberg zeigt, wie Zeit Schichten baut: von der Wehrburg zum Schloss, von der Residenz zur Ruine, vom Machtort zum Waldrefugium. Wer hier hochläuft, bekommt nicht nur Aussicht (wenn der Turm mal offen ist 😉), sondern vor allem Einblicke – in Landschaft, Geschichte und in das gute Gefühl, für ein paar Stunden raus zu sein.
Weiterlesen-Tipp: Lust auf noch mehr Burg-Feeling? Dann schau in meinen Bericht zur Nürburg oder zur Burg Olbrück – mit Rundweg, Geschichte und Fototipps.
Am 07. September 2025 verwandelte sich der Himmel über der Eifel in eine Bühne für eines der eindrucksvollsten Naturschauspiele überhaupt: eine totale Mondfinsternis, auch bekannt als Blutmond.
Ich habe mir dieses Spektakel am alten Observatorium in Todenfeld angesehen – ein Ort, der schon an sich etwas Mystisches hat. Zwischen alten Mauern, Wiesen und weitem Blick über das Eifelland wirkte es fast so, als hätte sich die Natur genau diesen Platz ausgesucht, um die Show zu starten.
Die Spannung vor dem Aufgang
Schon vor Sonnenuntergang war klar: Das wird ein besonderer Abend. Die Luft war warm, ein paar Grillen zirpten im Gras, und am Horizont zeichnete sich ein leichter Dunst ab. Genau dieser Dunst sorgte später dafür, dass der Mond nicht sofort zu sehen war.
Während man sich also ausrichtete und den Blick auf die östliche Horizontlinie fixierte, blieb es spannend: Wo ist er, der Mond? Nur langsam schob sich der Horizontschleier zur Seite. Erst etwa eine halbe Stunde nach dem eigentlichen Aufgang blitzte der rötlich verfärbte Mond durch den Dunst – und sofort war allen klar: Das Warten hatte sich gelohnt.
Ein roter Riese über der Eifel
Als der Mond endlich frei sichtbar war, präsentierte er sich in voller Pracht: ein gigantischer, dunkelroter Ball, der knapp über den Baumwipfeln hing. Diese Färbung entsteht, weil die Erde während einer totalen Mondfinsternis genau zwischen Sonne und Mond steht. Unser Planet wirft seinen Schatten auf den Mond, aber ein Teil des Sonnenlichts wird durch die Erdatmosphäre umgelenkt. Dabei filtern Staub, Wolken und Luftmoleküle die blauen Anteile heraus – übrig bleibt ein tiefes, warmes Rot.
Besonders faszinierend war der Kontrast: Über dem Mond wölbte sich ein klarer Sternenhimmel, während die Landschaft der Eifel in sanftem Zwielicht lag. Das alte Observatorium von Todenfeld wirkte in diesem Moment fast wie ein Portal in eine andere Zeit.
Die Stimmung vor Ort
Es war mucksmäuschenstill, nur hier und da hörte man Stimmen von anderen, die das Ereignis nicht verpassen wollten. Manche hatten Kameras und Stative aufgebaut, andere saßen einfach still auf einer Bank und ließen das Schauspiel auf sich wirken.
Man konnte förmlich spüren, wie der Blutmond die Menschen in seinen Bann zog – ein seltenes Gefühl von Gemeinschaft, obwohl jeder für sich schaute.
Warum Blutmonde so besonders sind
Totale Mondfinsternisse sind in Mitteleuropa gar nicht so häufig. Meistens ziehen Wolken dazwischen oder die Finsternis ist nur teilweise sichtbar. Einen Blutmond in dieser Klarheit zu sehen, ist deshalb ein echtes Glück.
Hinzu kommt die Symbolik: Schon seit Jahrhunderten verbinden Kulturen auf der ganzen Welt Blutmonde mit Mythen, Legenden und Vorzeichen. In der Eifel war es gestern einfach nur ein atemberaubendes Naturschauspiel, das zeigt, wie klein man unter dem großen Himmelszelt eigentlich ist.
Fazit – Ein Abend zum Staunen
Der Blutmond über der Eifel von gestern wird mir lange im Gedächtnis bleiben. Nicht nur, weil der Anblick so überwältigend war, sondern auch wegen der Stimmung vor Ort in Todenfeld.
Ein kleiner Tipp für alle, die beim nächsten Mal dabei sein wollen: Sucht euch einen Ort mit freiem Blick zum Horizont und kommt früh genug. Gerade in der Eifel mit ihren Hügeln und Tälern lohnt es sich, einen erhöhten Platz zu wählen. Und wenn am Horizont ein bisschen Dunst liegt? Kein Problem – die Spannung steigt nur, und der erste Moment, wenn der rote Riese durchbricht, ist unbezahlbar.
🌕✨ Ein Stück Weltall zum Greifen nah – direkt über der Eifel.
Die Eifel ist großartig, klar – aber wenn es um „Wald von oben“ geht, hat das Bergische Land mit Panarbora einen echten Joker im Ärmel. Der Naturerlebnispark am Stadtrand von Waldbröl wurde 2015 eröffnet und ist seitdem Anlaufpunkt für alle, die Natur, Aussicht und Holzarchitektur mögen – vom gemütlichen Spaziergänger bis zum Weitblick-Jäger.
Der Star: Baumwipfelpfad & Aussichtsturm
Der Einstieg ist spektakulär: ein Holz-Aussichtsturm mit rund 40 m Gesamthöhe und einer Aussichtsplattform in 34 m – der perfekte Ort, um erst mal tief Luft zu holen und den Blick über Hügel, Wälder und Felder schweifen zu lassen. Von hier geht’s direkt auf den Baumwipfelpfad.
Der Baumwipfelpfad selbst steigt bis auf maximal 23 m und verläuft barrierefrei – ideal also, wenn man entspannt durch die Kronen gleiten möchte statt Stufen zu zählen. Die Gesamtlauflänge des Rundkurses (inklusive Turm) beträgt 1.635 m; unterwegs warten mehrere Plattformen und Erlebnisstationen. (Zur konkreten Pfadlänge kursieren je nach Quelle 500–540 m; entscheidend für dein Erlebnis ist der komplette Rundkurs mit Turm.)
Technik-Nerd-Notizen für Holzfreunde: Der Turm misst je nach Ebene 12–18 m Durchmesser; für Turm und Stege wurden hunderte Kubikmeter Holz verbaut. Ein schönes Stück Ingenieur-Holzbau mitten im Wald.
Ganz oben: Panorama mit Geschichte
Die Krönung des Panarbora-Erlebnisses ist die oberste Plattform des Aussichtsturms. In 34 Metern Höhe öffnet sich ein atemberaubendes Panorama: An klaren Tagen reicht der Blick bis nach Köln – rund 50 Kilometer entfernt. Am Horizont zeichnen sich der Colonius-Fernsehturm und sogar die Turmspitzen des Kölner Doms ab.
Oben weht fast immer ein kräftiger Wind, der die Plattform noch ein Stück abenteuerlicher macht. Für Orientierung sorgen die Baumscheiben mit historischen Daten: auf großen Holzscheiben sind Ereignisse der Weltgeschichte eingraviert – und man kann sie mit den Jahresringen eines Baumes vergleichen. Ein schöner Gedanke: Während ein Baum wächst, schreibt auch die Menschheit ihre Geschichte.
Wer hier eine Pause einlegt, spürt dieses besondere Gefühl: über den Wipfeln stehen, den Wind im Gesicht, den Blick weit ins Bergische schweifen lassen – und ein bisschen Demut vor Natur und Zeitgeschichte. 🌲🌍
So fühlt sich der Weg an (aka: „Warum man hier langsam geht“)
Oben auf dem Steg verändert sich die Welt leise: Die Geräusche werden weicher, der Wind ist präsenter, und in der Ferne schiebt sich das Hügelland wie Wellen übereinander. Wer mag, macht einen kleinen Achtsamkeits-Hack: Tempo halbieren, Schultern fallen lassen, alle 50 Meter stehen bleiben und wirklich gucken. Bei Sonne zeichnet das Licht Muster in die Bohlen, bei Dunst wirkt das Bergische fast skandinavisch – und bei Wind singt der Turm sein eigenes Holzlied. 😊
Restaurant: von Pommes bis Panorama
Panarbora hat ein Restaurant direkt am Gelände – praktisch, wenn der Hunger schneller kommt als der nächste Aussichtspunkt. Die Küche bietet täglich zubereitete Gerichte; ideal für das „nach dem Pfad noch was Warmes“-Gefühl. Tipp: draußen sitzen, wenn es nicht zieht – der Blick macht die Pause doppelt gut.
Übernachten: Jugendherberge mit Baumhäuser-Feeling
Richtig charmant wird’s, wenn der Tag nicht mit der Rückfahrt endet. Betreiber von Panarbora ist der DJH-Landesverband Rheinland; zur Auswahl stehen Baumhäuser, thematische Dörfer mit Hütten und ein Gästehaus. Wer früh aufsteht, hat den Pfad quasi für sich – der Kaffee schmeckt besser, wenn der Turm noch im Morgenlicht glüht.
Parken bei Panorama
Direkt am Aussichtsturm steht ein großer, kostenpflichtiger Parkplatz zur Verfügung – praktisch für alle, die es gern nah und bequem haben. Wer ein bisschen sparen möchte, findet direkt an der Straße vor dem Turm kostenlose Stellmöglichkeiten. Und fährt man die Straße noch ein Stück weiter, wartet ein weiterer kostenloser Parkplatz. So ist für jede Vorliebe etwas dabei – ob Komfort oder Kostenbremse. 🚗🌲
Fakten & Zahlen – kompakt für Planer
Ort: Waldbröl, Oberbergischer Kreis (Bergisches Land)
Eröffnung: September 2015
Aussichtsturm:40 m hoch, Plattform 34 m
Baumwipfelpfad: bis 23 m Höhe; Rundkurs inkl. Turm 1.635 m; barrierefrei
Konstruktion (Auswahl): Turmdurchmesser 12–18 m; Stegbrücken ~540 m (Pfad-Kern); massiver Holzeinsatz
Beste Zeiten & Fototipps (für den Blog & die Galerie)
Golden Hour: Abendlicht auf Holz = Postkartenmotiv. Gegenlicht am Turm liefert Silhouetten mit Charakter.
Weitwinkel + Tele: Weitwinkel für Turm & Kurven, Tele für Layer im Hügelland.
Wetter: Dunst und flaches Licht geben dem Bergischen Tiefe; nach Regen glitzert die Oberfläche der Bohlen.
Rhythmus: Plattformen bewusst als „Kapitel“ nutzen – jedes hat andere Blickachsen.
Süße Überraschung: Honig aus eigener Imkerei
Wer den Baumwipfelpfad wieder verlässt, sollte unbedingt noch einen Abstecher zum Eingangsbereich machen. Dort wird der Honig aus der eigenen Panabora-Imkerei verkauft. Frischer, regionaler geht’s kaum – ein Glas Panarbora-Honig ist das vielleicht leckerste Souvenir des Tages. 🐝🍯
Für wen lohnt sich Panarbora?
Für alle, die Natur ohne Kletterstress, Aussicht ohne Gipfelsprint und Architektur zum Anfassen mögen. Familien, Schulklassen, Holz-Nerds, Fotofans, Spaziergänger – Panarbora ist so gebaut, dass man sich treiben lassen kann. Und wer bleibt, genießt Jugendherbergs-Vibes im Baumhaus. 😁
Praktisch zum Schluss
Anreise ab Bonn: je nach Route ~60–70 Min. per Auto; ÖPNV via Siegburg/Sankt Augustin → Gummersbach/Waldbröl planen.
Zeitbedarf: mit Turm, Pfad, Restaurant locker 2–3 Stunden; mit Übernachtung natürlich länger.
Drohnen: Schutz- und Parkregeln beachten; in und über Besucherbereichen gilt in der Regel „Nein, danke“.
Reservieren: Für Übernachtung und Führungen frühzeitig schauen (Wochenenden/Feiertage).
Parken: direkt am Aussichtsturm gibt es einen großen kostenpflichtigen Parkplatz. Direkt auf der Straße vor dem Turm kann das Auto kostenlos abgestellt werden. Fährt man die Straße etwas weiter, gibt es einen kostenlosen Parkplatz.
Noch ein Tipp für Baumwipfel-Fans 🌲
Wer nach dem Besuch in Waldbröl Lust auf mehr hat, sollte unbedingt auch den Baumwipfelpfad an der Saarschleife in Mettlach-Orscholz besuchen. Mit seinem spektakulären Blick über die Flussschleife der Saar zählt er zu den schönsten Aussichtspunkten in Deutschland – und ergänzt Panarbora perfekt für ein doppeltes Naturerlebnis.
Hinweis: Ich habe alle Fotos in hoher Auflösung hochgeladen. Einfach rechten Mausklick auf das Foto und anschließen Link in neuem Tab/Fenster öffnen auswählen.
Die Eifel ist eine faszinierende Mittelgebirgsregion im Westen Deutschlands, die sich über die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erstreckt. Bekannt ist sie für ihre malerischen Landschaften, eine bemerkenswerte Vielfalt an Flora und Fauna sowie ihre geologischen Besonderheiten. Unter diesen nimmt der Vulkanismus eine herausragende Rolle ein – er prägt bis heute nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch Kultur, Geschichte und Forschung.
Geologische Entstehung und Aktivität
Die vulkanische Aktivität der Eifel reicht weit zurück. Erste Ausbrüche begannen vor etwa 45 Millionen Jahren, im Tertiär, und dauerten bis in das Quartär an. Die letzten Vulkanausbrüche fanden vor rund 10.000 bis 11.000 Jahren statt, also am Ende der letzten Eiszeit. Geologisch betrachtet ist dies eine sehr junge Zeitspanne – weshalb Geologen die Eifel bis heute als potenziell aktives Vulkanfeld einstufen.
Insgesamt sind in der Region etwa 350 Vulkane bekannt. Dazu zählen Maare, Schlackenkegel, Lavafelder, Lavadome und Calderen. Auch wenn seit Jahrtausenden kein Ausbruch mehr registriert wurde, ist die Region geodynamisch nicht zur Ruhe gekommen. Hinweise darauf liefern:
wiederkehrende Mikroerdbeben,
die Ausgasung von Kohlendioxid (z. B. an der Laacher See-Quelle),
sowie ein messbarer, langsamer Bodenanstieg im Bereich der Osteifel.
Landschaftsformen durch Vulkanismus
Die vulkanischen Prozesse haben eine Vielzahl einzigartiger Landschaftsformen hervorgebracht:
Maare: kreisförmige Kraterseen, entstanden durch phreatomagmatische Explosionen, wenn aufsteigendes Magma auf Grundwasser traf. Beispiele: Pulvermaar, Meerfelder Maar oder Schalkenmehrener Maar.
Schlackenkegel: markante kleine Vulkankegel, wie der Booser Doppelmaar-Vulkan oder der Bausenberg bei Niederzissen.
Lavafelder und -ströme: vor allem in der Osteifel finden sich ausgedehnte Basaltdecken, die ganze Landschaftszüge überziehen.
Laacher See: eine große Caldera, entstanden durch den verheerenden Ausbruch vor etwa 12.900 Jahren, der weite Teile Mitteleuropas mit Asche bedeckte.
Vulkanische Zonen der Eifel
Die Vulkane der Eifel werden in drei Hauptregionen eingeteilt:
Schwerpunkt: Lava- und Bimsströme, große Schlackenkegel.
Berühmtestes Beispiel: Laacher See-Vulkan, dessen Ausbruch als einer der größten Mitteleuropas gilt.
Reich an Mineralquellen und Kohlendioxid-Austritten.
Hocheifel
Weniger spektakulär durch Einzelformationen, aber geprägt von großflächigen Lavaflüssen und Ablagerungen.
Teilweise bis heute an den Höhenzügen erkennbar.
Einfluss auf Mensch und Kultur
Der Vulkanismus prägt seit Jahrtausenden die Lebensweise der Menschen in der Eifel:
Baumaterialien: Basalt, Bims und Tuff aus vulkanischem Ursprung wurden in großem Umfang abgebaut und in Bauwerken verwendet – von römischen Straßen bis zu modernen Gebäuden.
Mineralquellen: Kohlensäurehaltige Quellen führten zur Gründung berühmter Kurorte, etwa in Bad Bertrich oder Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Landwirtschaft: Fruchtbare vulkanische Böden bieten günstige Voraussetzungen für Ackerbau und Weinbau, besonders an den Hängen der Osteifel.
Tourismus: Der Vulkanismus macht die Region zu einem beliebten Reiseziel. Der Vulkanpark Osteifel, der Geopark Vulkaneifel und der Laacher See ziehen jährlich viele Besucher an.
Wissenschaftliche Bedeutung
Die Eifel gilt international als Forschungs-Hotspot für Vulkanismus in Mitteleuropa. Mehrere Institute (z. B. das Geophysikalische Observatorium Bensberg oder die Universität Mainz) überwachen die Region kontinuierlich. Untersucht werden:
die Dynamik des Magmas im Untergrund,
Gasaustritte,
Seismizität,
sowie die Frage, ob und wann in der Eifel künftig wieder Vulkanausbrüche möglich sind.
Der Ausbruch des Laacher See-Vulkans gilt als maßgeblicher Vergleichsfall: Er war so heftig, dass Asche bis nach Skandinavien und Italien niederging. Seine Spuren in der Landschaft sind bis heute sichtbar.
Fazit
Der Vulkanismus ist ein zentrales Element der Identität der Eifel. Er formte nicht nur die Landschaft, sondern beeinflusste auch Kultur, Wirtschaft und Besiedlung. Heute verbindet die Region auf einzigartige Weise Naturerlebnis, Geschichte und Forschung.
Obwohl die Vulkane seit Jahrtausenden ruhen, bleibt die Eifel geologisch aktiv – und erinnert daran, dass Vulkanismus nicht nur ein Relikt ferner Vergangenheit ist, sondern möglicherweise auch Teil unserer Zukunft sein könnte.
Geparkt wurde entspannt am Bahnhof in Willingen – praktischer geht’s kaum. Rucksack zu, Kamera griffbereit, und dann der kleine Aufstieg Richtung Hängebrücke. Der Weg zieht moderat an, mixt Waldpassagen mit freien Blicken ins Tal und ist in rund 30 Minuten gut zu schaffen, selbst wenn unterwegs „kurz mal“ an jeder zweiten Aussicht die Kamera glüht. Oben wartet am Einstieg der Ticketautomat: bargeldlos, nur Karte. Kein Gefummel mit Münzen, einmal tappen, Ticket druckt, Drehkreuz auf – Bühne frei für das schwingende Highlight. (Die Automaten stehen an beiden Einstiegen; alternativ gibt’s Online-Tickets.)
Der erste Schritt auf die Brücke ist so ein kleiner Reset. Die Konstruktion federt einen Hauch, die Geräusche werden leiser, und der Blick zieht wie ein Magnet nach draußen. Links und rechts klappt das Sauerland auf, direkt gegenüber steht die Mühlenkopfschanze mit ihrem markanten Profil. Wer mag, tastet sich langsam vor, atmet zweimal tief durch und merkt dann: Genau dieses minimale Schwingen macht den Reiz aus – ein bisschen Herzklopfen, viel Weite. In der Mitte ist der Blick am größten: Unter einem 100 Meter Tiefe, vor einem die grüne Welle des Strycktals, über einem – wenn’s gut läuft – Wolken, die für Drama im Bild sorgen. (Höhe über Talgrund: ~100 m.)
Drüben wartet die wohlverdiente Belohnung in Automatenform. Eis ziehen, anlehnen, schauen – und die Schanze dabei ganz entspannt im Blick behalten. Danach geht’s auf demselben Weg zurück. Bergab läuft’s fast von selbst; die Speicherkarte ist voll, die Beine zufrieden, der Kopf frei. Genau so fühlt sich ein perfekter Mini-Abenteuer-Loop an: kurz, unkompliziert, mit echtem „Wow“ in der Mitte.
Ein paar starke Fakten zur Hängebrücke (für alle, die Zahlen lieben)
Name & Lage:Skywalk Willingen, direkt bei der Mühlenkopfschanze im Upland – die Brücke hängt vom Mühlenkopf zum Musenberg.
Kategorie: Fußgänger-Hängebrücke im tibetischen Stil (frei schwingend).
Länge:665 m – damit Deutschlands längste Hängebrücke.
Höhe:~100 m über dem Talgrund.
Breite:ca. 1,30 m Gehwegbreite – schmal genug fürs Kribbeln, breit genug für Gegenverkehr.
Kapazität:max. 700 Personen gleichzeitig (Ticketsystem regelt den Zugang).
Seile & Gewicht: Tragseil-Durchmesser 70 mm; Gesamtgewicht ~168 t.
Bau & Eröffnung: Spatenstich Januar 2022, feierliche Eröffnung 1. Juli 2023; Investitionssumme rund 4,5 Mio. €.
Sicherheit & Betrieb: Bei starkem Wind und Gewitter greift das Sensorsystem – der Zugang wird automatisch geschlossen; ungenutzte Tickets bleiben bis zu zwei Jahre gültig.
Zutritt & Regeln kurz erklärt:
Nur zu Fuß – keine Räder, keine Kinderwagen, keine Rollstühle, keine Haustiere.
Die Brücke hat zu den Brückenköpfen hin eine Steigung von ca. 12 % – gut zu wissen, falls der Puls schon beim Aufstieg etwas lauter spricht.
Praktische Hinweise aus der Praxis
Parken: Bahnhof/Stryck – von dort führt ein ausgeschilderter Fußweg hoch (die Betreiber nennen u. a. Parkplätze am Stryckbahnhof und an der Schanze; die Ettelsberg-Seilbahn ist eine bequeme Alternative).
Zeitbedarf: Mit lockerem Auf- und Abstieg, Tickets & Fotos: 1,5–2 Stunden einplanen.
Zahlung:Bargeldlos am Automaten (EC/Kreditkarte); Online-Ticket geht ebenso bargeldlos. Barzahlung ist nur an der Kasse am Anlauf Mühlenkopfschanze möglich.
Licht & Foto: Vormittag bringt klare Konturen, später Nachmittag weiche Kanten und Silhouetten. Weitwinkel für Brücke + Tiefe, mittlere Brennweiten für die Schanze.
Wind: Bei Brise schwingt’s spürbar – kurze Verschlusszeiten nehmen (1/250 s oder kürzer), dann bleibt alles knackig.
Warum sich das lohnt
Weil der Mix einzigartig ist: ein angenehmer Zustieg, ein paar Kartensekunden am Automaten, 665 Meter feinstes Höhenkribbeln mit Schanzen-Panorama – und auf der anderen Seite ein Eis als süße Pointe. Das Ganze ohne großen Planungszirkus, genau richtig für einen halben Tag Sauerland. Und ja: Wer beim ersten Mal „nur guckt“, kommt ziemlich sicher ein zweites Mal wieder – idealerweise zum Sonnenuntergang, wenn Himmel und Brücke zusammen eine Silhouette malen.
Für alle, die Hängeseilbrücken lieben: Die Geierlay im Hunsrück ist ein Pflichtstopp. Schlanker Steg, leichtes Schwingen, viel Tiefblick – Nervenkitzel garantiert. Starten lässt sich bequem ab Mörsdorf oder Sosberg; nach einem kurzen Spazierweg steht man mitten im Panorama und fragt sich, warum man hier nicht schon früher war. Wer den Skywalk in Willingen gefeiert hat, wird an der Geierlay definitiv wieder grinsen. 😁🌉
Hinweis: Ich habe alle Fotos in hoher Auflösung hochgeladen. Einfach rechten Mausklick auf das Foto und anschließen Link in neuem Tab/Fenster öffnen auswählen.
Die Wingertsbergwand bei Mendig sieht auf den ersten Blick aus wie ein mächtiger gelb-grauer Sandkasten auf Steroiden – aber dahinter steckt ein echter Vulkan-Actionfilm in Fels gemeißelt. Die Wand ist bis zu 60 Meter hoch und mehrere hundert Meter lang. Sie besteht aus Bims- und Tuffschichten, die vor rund 12.900 Jahren beim Ausbruch des Laacher-See-Vulkans entstanden sind. Dass wir dieses Naturwunder heute bestaunen können, verdanken wir ausgerechnet dem Menschen: Durch den Abbau von vulkanischem Gestein wurde die Formation freigelegt – und dann gerade noch rechtzeitig unter Schutz gestellt, bevor gierige Bagger sie komplett verschluckt hätten. Was diese Geologie zum Anfassen über explosive Urkräfte erzählt, welche Naturerlebnisse Euch dort erwarten und welche Geschichten sich um Basalt, Tuff und Bier ranken, erfahrt Ihr hier – persönlich, locker und mit einem Augenzwinkern.
Geologie: Eine Wand als Vulkan-Geschichtsbuch
Die Wingertsbergwand bei Mendig: Schicht für Schicht erzählen Bims- und Aschelager die dramatische Geschichte des Laacher-See-Ausbruchs vor 12.900 Jahren. Menschen am Fuß der Wand dienen als Maßstab (gut zu erkennen: die hellen Bimsschichten und dunkleren Zwischenlagen).
Stellt Euch einen Vulkan vor, der vor knapp 13.000 Jahren so richtig die Eifel aufgemischt hat. Der Laacher-See-Vulkan brach damals innerhalb weniger Tage oder Wochen aus und schleuderte gigantische 6,5 Kubikkilometer Asche und Gestein in die Luft – das ist, als würde man den Kölner Dom millionenfach in Staub verwandeln und verteilen. Die Eruption war die gewaltigste in Mitteleuropa seit der Eiszeit und lief alles andere als gleichmäßig ab. Die Wingertsbergwand ist wie ein aufgeschlagenes Buch dieser Ereignisse: Jede Schicht erzählt ein Kapitel der Katastrophe. Unten finden sich noch Reste der ersten Explosion – mitgerissener Kies, Lehm, Bruchstücke älterer Basalte und sogar verkohlte Baumreste. Darüber lagerten sich die Produkte der plinianischen Phase ab, als eine Eruptionssäule bis in 30 Kilometer Höhe schoss. Aus dieser Phase stammt die mächtige Bimsschicht: luftiges, federleichtes Gestein, das in weißen bis gelblichen Schichten zu Boden rieselte. Wer genau hinschaut, entdeckt darin eingebettete dunkle Brocken – echte Vulkanbomben, so groß wie Kleinwagen. Diese Brocken (teilweise bis 4 m Durchmesser!) wurden beim Ausbruch aus dem zerrissenen Vulkanschlot gerissen und noch kilometerweit durch die Luft geschleudert. Kaum vorstellbar, oder? Doch die Wingertsbergwand lügt nicht: Dort stecken die Bomben heute noch sichtbar in der Bimsschicht und beweisen eindrucksvoll, was für Kräfte hier gewaltet haben.
Nach dieser ersten Phase ging die Show weiter: Dunkle, dünne Bänder aus Gesteinsbruch (zum Beispiel Schieferstücke) zeugen davon, dass der Vulkan zwischendurch sein Verhalten änderte. Wahrscheinlich stürzten Kraterwände ein, der Ausbruchsmodus kippte – die feinen dunklen Lagen sind das Ergebnis. Kurz darauf folgte das nächste Spektakel: pyroklastische Ströme, auch Glutlawinen genannt, rasten über die Landschaft. Diese heißen Ascheströme breiteten sich im Umland aus und hinterließen helle Ablagerungen, sogenannte Ignimbrite. In manchen Tälern türmten sie sich bis zu 30 m mächtig auf – ein einziges Tal wurde komplett gefüllt! (Das Krufter Bachtal in der Nähe ist so ein Ort, heute kann man dort wandern, ohne zu ahnen, dass man auf 30 m erstarrter Glutlawine läuft.)
Dann legte der Vulkan nochmal eine Schippe drauf: Die höchste Eruptionssäule der ganzen Eifelgeschichte stieg in den Himmel. In dieser Phase regnete es besonders viel Bims – so viel, dass er in zwei auffällig regelmäßigen Lagen ablagerte. Diese Doppel-Schicht nennen Geologen augenzwinkernd die „Autobahn“, weil sie wie zwei helle Streifen durch die Wand zieht. Wer vor der Wingertsbergwand steht, kann diese Autobahn-Schicht mit bloßem Auge erkennen – ein kurioses Naturgraffiti aus der Urzeit, das Fotografen natürlich magisch anzieht.
Doch selbst damit war immer noch nicht Schluss: Nach einer Pause kam die Endphase des Ausbruchs. Hier mischte sich Wasser ins Magma, es kam zu phreatomagmatischen Explosionen – man stelle sich das in Zeitlupe vor wie bei Mentos in Cola, nur heißer. Diese letzten Ausbrüche schleuderten Asche und Gestein in flachen, bodennahen Base Surges über den Wingertsberg und formten bis zu 15 m mächtige, graue Asche-Dünen. Ganz oben in der Wingertsbergwand sieht man heute diese welligen, geschichteten Bänder wie versteinerte Sanddünen. Sie markieren das Finale des großen Knalls.
All das kann man wirklich ablesen: Hell-dunkel, grob-fein, Schicht um Schicht – es ist, als hätte jemand den Vulkan-Ausbruch in einzelnen Folien übereinandergelegt. Diese geologische Zeitkapsel begeistert Vulkanologen aus aller Welt. Kein Wunder, dass die Wingertsbergwand offiziell zu den bedeutendsten Geotopen Deutschlands zählt. Sogar bei der Erforschung von Vulkanen weltweit hat dieser Aufschluss geholfen, weil man hier vor Ort Dinge verstehen konnte, die man sonst nur von aktiven Vulkanen kennt. Ach ja, und falls Ihr dachtet, die Eifel hätte seitdem Ruhe: Die feinen Aschespuren dieses Ausbruchs findet man heute noch bis nach Schweden und Norditalien – so weit trug der Wind den Eifel-Staub! Im Raum Köln lag die Bims-Asche damals übrigens noch einen Meter dick. Das sollte jedem klar machen, dass die Idylle der Eifel auch mal anders konnte…
Übrigens haben Forscher unter den Bims- und Tuffschichten sogar herausgefunden, was vor dem Ausbruch hier wuchs: Unter der Wingertsbergwand liegen Überreste eines urzeitlichen Waldes. Die pollen- und Holzfunde zeigen, dass hier einst Eichen, Linden, Kiefern, Weiden und Haselsträucher standen – ein feuchtkühler Wald, ähnlich wie heutige Wälder in Mittelschweden. Dieses Idyll wurde in Sekundenbruchteilen zerstört, die Bäume entwurzelt und verbrannt. Menschliche Überreste dagegen hat man interessanterweise keine gefunden. Archäologen stießen nur auf verlassene Lager der damaligen eiszeitlichen Jäger – offenbar hatten unsere Vorfahren genug Vorwarnung (Erdbeben? seltsames Tierverhalten?), um rechtzeitig das Weite zu suchen. Schlauer Schachzug der Steinzeitmenschen, kann man da nur sagen!
Und noch ein funkelndes Detail zum Schluss der Geologie-Highlights: In der letzten Ausbruchsphase wurden aus den Tiefen der Magmakammer Mineralien an die Oberfläche befördert, darunter das leuchtend blaublaue Hauyn. Dieses seltene Mineral, ein Halbedelstein, glitzert heute noch als winziger Schatz in manchen Bimsbrocken östlich des Laacher Sees. Wer jetzt auf Schatzsuche gehen will: Lieber lassen – das Mitnehmen von Gesteinen ist streng verboten, die Wingertsbergwand steht unter Schutz. Außerdem möchte sicher keiner den Zorn der Vulkan-Götter oder der lokalen Rangern heraufbeschwören, oder? 😉
Naturerlebnis: Uhus, Pionierpflanzen und Vulkan-Panorama
Auch Naturfreunde kommen an der Wingertsbergwand voll auf ihre Kosten. Man denkt vielleicht, so eine karge Vulkanwand wäre leblos – weit gefehlt! In den Felsnischen und auf den Schuttflächen haben sich längst allerlei Pionierpflanzen angesiedelt. Moose und Flechten malen grüne und silbrige Tupfen auf die gelben Tuffwände. An den Rändern und auf dem Wingertsberg-Plateau wachsen zähe Büsche und erste Bäume – Birken zum Beispiel lieben den offenen, nährstoffarmen Boden und sorgen mit ihrem frischen Grün für Kontraste vor der Felswand. Und der Name Wingertsberg kommt nicht von ungefähr: Wingert heißt im Dialekt „Weinberg“. Tatsächlich wurde auf den fruchtbaren Vulkanböden der Eifel früher Wein angebaut – Gras und Wein wuchsen hier sprichwörtlich über die explosive Vergangenheit, bis der Bagger kam. Heutzutage gibt es zwar keine Reben mehr an dieser Stelle, aber ringsum gedeihen Wiesen und Felder – im Frühjahr blüht es bunt, und im Sommer summen Insekten zwischen den Gräsern. Die eher kargen Flächen erinnern ein bisschen an mediterrane Trockenrasen, nur dass im Hintergrund eine Vulkanwand aufragt.
Das absolute Highlight der Fauna ist jedoch ein gefiederter Superstar: Seit einiger Zeit wohnt ein Uhu in der Wingertsbergwand! Dieser größte Eulenvogel Europas hat hier wohl ein ideales Zuhause gefunden – ruhige Felsnischen für den Tagesschlaf und weite Felder ringsum für die nächtliche Jagd. Mit etwas Glück könnt Ihr ihn in der Dämmerung hören oder sogar sehen. Sein tiefer Ruf („Buuhoo“) schallt manchmal über die ehemaligen Steinbrüche. Hoch über der Wand kreist Meister Uhu und hält Ausschau nach Mäusen, Ratten oder vielleicht mal einem unvorsichtigen Kaninchen. Für Naturfotografen wäre eine Uhu-Sichtung natürlich das i-Tüpfelchen eines Wingertsbergwand-Besuchs – aber selbst ohne Eule ist das Panorama eindrucksvoll. Häufig ziehen auch Greifvögel wie Bussarde und Turmfalken über die Wand hinweg und nutzen die Thermik an der Felsflanke. Mit etwas Glück kreist hier sogar ein majestätischer Rotmilan über dem Vulkangestein – ein echter König der Lüfte. Mehr über den eleganten Greifvogel erfährst du hier in meinem Beitrag über Rotmilane in der Eifel. Man fühlt sich fast ein bisschen in einen Western versetzt: staubiger Boden, struppige Vegetation, ein imposanter Canyon – und plötzlich segelt ein Raubvogel vorbei. Nur das Klappern eines hölzernen Wagenrads fehlt noch für die perfekte Filmkulisse.
Wer gerne fotografiert, sollte übrigens zur Goldenen Stunde kommen – morgens oder spätnachmittags –, wenn die Sonne die Bimswand in warmes Licht taucht. Dann leuchten die hellen Schichten fast golden, und die Schatten der Struktur treten deutlich hervor. Ein beliebtes Fotomotiv ist natürlich die komplette Wand im Weitwinkel, aber auch Details lohnen sich: zoomt man ran, erkennt man die „Autobahn“-Schicht oder einzelne Vulkanbomben, die wie dunkle Einschüsse in der Wand stecken. Im Herbst könnt Ihr mit buntem Laub an der Oberkante der Wand spielen – orange und rote Blätter vor graugelber Tuffkulisse, das hat was. Und im Winter, mit etwas Schnee, zeichnen sich die Linien der Schichten kontrastreich in Schwarz-Weiß. Aussichtsplattformen gibt es ebenfalls: Oberhalb der Wingertsbergwand, am Rand des Steinbruchs, befindet sich der Aussichtspunkt „Scharfes Krüppchen“. Keine Sorge, der Name mag seltsam klingen, aber der Ausblick ist scharf 😉 – von dort oben schweift der Blick über Mendig, die Vulkanlandschaft der Osteifel und hinüber bis zum Laacher See. Hier oben spürt man erst die ganze Dimension der Landschaft: eine Mischung aus Naturschönheit und menschengemachter Wildnis, denn man sieht auch die benachbarten aktiven Steinbrüche und die grünen Wälder, die sich die ehemaligen Abbauflächen zurückerobern.
Und ganz nebenbei: An der Wingertsbergwand kann man nicht nur gucken, sondern auch wandern. Ein geologischer Lehrpfad – eine Art Vulkan-Entdeckungstour – führt entlang der Wand. Zahlreiche Infotafeln erklären verständlich, welche Schicht was bedeutet und wie das Ganze entstanden ist. So wird der Spaziergang zur kleinen Zeitreise. Der Weg ist frei zugänglich und relativ leicht begehbar; festes Schuhwerk schadet aber nie, denn es kann etwas steinig sein. Besonders spannend ist es, einen Vulkanologen oder Geo-Guide dabeizuhaben (es werden gelegentlich Führungen angeboten), der live erklärt, was man sieht. Dann erfährt man vielleicht auch, wo genau der Uhu haust – aber pssst, den stören wir natürlich nicht!
Geschichte: Von Bims-Boom und Basalt-Bierkellern
Die Wingertsbergwand mag ein Naturdenkmal sein, doch ohne die Geschichte des Menschen in der Eifel wäre sie gar nicht so sichtbar. Tatsächlich verdanken wir den beeindruckenden Aufschluss dem Steinabbau. Rund um Mendig und in der ganzen Pellenz wurden seit der Römerzeit vulkanische Rohstoffe abgebaut – Bims (Pumice) und Basalt waren wahre Schatztruhen. Die Bauwirtschaft verlangte nach leichtem Bimsstein für Mörtel und Ziegel und nach hartem Basalt für Mühlsteine, Pflaster und Fundamente. Über Jahrhunderte gruben die Eifeler an allen Ecken und Enden, ganze Hügel wurden abgetragen, um an das vulkanische Material zu kommen. Auch am Wingertsberg fraßen sich Steinbrüche in den Berg. Man suchte vor allem den begehrten Mendiger Basalt, eine besonders haltbare Lava, die vor ca. 200.000 Jahren bei einem früheren Vulkanismus hier geflossen war. Dieser Basalt bildete mächtige Lavaströme bis zu 40 m Dicke, aber – das Problem – er lag unter einer dicken Decke aus lockerem Bims und Erdreich vom Laacher See Ausbruch. Was tat man? Zunächst gruben die Steinbrecher über Tage, bis es nicht mehr ging, dann verlegten sie sich auf den Untertagebau. In Mendig entstand ein unterirdisches Labyrinth von Stollen und Gewölben: die berühmten Lavakeller. In den 32 Meter tiefen Felsenkellern holte man Basaltbrocken für die Mühlsteinherstellung aus dem erkalteten Lavastrom heraus. Über drei Quadratkilometer erstrecken sich diese von Menschenhand geschaffenen Höhlen – einst das größte Basalt-Bergwerk der Welt, und das unter einer beschaulichen Eifelstadt!
Der Basaltabbau prägte Mendig wirtschaftlich und kulturell enorm. Aus dem harten Gestein wurden jahrhundertelang Mühlsteine in alle Welt geliefert – ohne Mendiger Basalt hätte so manche Mühle im Mittelalter keinen „Biss“ gehabt. Später, als Stahlwalzen die Steinmühlen ablösten, standen die Lavakeller leer – aber nicht lange. Raffinierte Brauer erkannten die Chance: Die tiefen Keller mit konstant kühlen 5–8 °C boten perfekte Lagerbedingungen für Bier! Im 19. Jahrhundert wurde Mendig zur Braustadt, zeitweise gab es hier 28 (!) Brauereien. Sie nutzten die Naturkeller, um obergäriges Bier zu lagern und zu kühlen, bevor es Kühlschränke gab. Das hat Mendig den Beinamen “Stadt der tausend Bierkeller” eingebracht – und bis heute gibt es noch eine aktive Brauerei, die an diese Tradition anknüpft. Wenn man durch Mendig spaziert, ahnt man kaum, dass unter den eigenen Füßen ein gigantisches Kühlsystem vergangener Jahrhunderte liegt. (Wobei: manchmal sackt plötzlich ein Garten oder eine Straße ab, weil ein alter Stollen einstürzt – kleine Erinnerung daran, was da unten ist!)
Und was ist mit dem Bimsabbau? Auch der lief auf Hochtouren. Der leichte Bimsstein, entstanden aus dem explosiven Zerreißen des Magmas, wurde im 20. Jahrhundert in Massen gefördert. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte man ihn z.B. zur Herstellung von Baustoffen, um die zerstörten Städte wieder aufzubauen – ein regelrechter Bims-Boom. In der Osteifel entstanden Firmen und sogar ein Bimsmuseum, das an diese Epoche erinnert. Die Wingertsbergwand selbst ist Teil dieser Geschichte: Hier hatten die Steinbruchunternehmen natürlich auch ihre Augen drauf. Einer lokalen Firma gehörte das Abbaugebiet, und sie hätte wohl am liebsten den ganzen Wingertsberg abgetragen, um an jeden letzten Rest Basalt zu kommen. Doch 1981 geschah etwas Weitsichtiges: Die Wingertsbergwand wurde unter Schutz gestellt, die weitere Suche nach Basalt in diesem Bereich per Gesetz untersagt. Man erkannte den unschätzbaren Wert dieses geologischen Fensters in die Vergangenheit – und stoppte rechtzeitig die Bagger. So blieb uns dieses Naturdenkmal erhalten, quasi in letzter Minute gerettet vor der Total-Vermarktung. Heute ist die Wand ein Landschaftsdenkmal im Vulkanpark und gehört der Stadt Mendig bzw. dem Vulkanpark, die sie für die Nachwelt erhalten.
Doch keine Sorge: Ganz untätig sind die Mendiger deshalb nicht. Statt Steine zu kloppen, setzt man jetzt auf Tourismus und Bildung. Gleich in der Nähe der Wingertsbergwand – im Ort Mendig selbst – könnt Ihr im Lava-Dome, dem Deutschen Vulkanmuseum, tiefer in die Materie eintauchen. Dort gibt es multimediale Ausstellungen über die Eifelvulkane, ein Erdbebenhaus (für den persönlichen „Schüttel-Schock“) und viele Exponate, die die vulkanische Vergangenheit lebendig machen. Im Lava-Dome erfährt man auch mehr Hintergrund zur Wingertsbergwand und zum Laacher-See-Ausbruch. Und das Beste: Von dort werden Führungen in die Lavakeller angeboten. Eine Tour 30 Meter tief hinab in die kühle Unterwelt der Basaltgewölbe ist absolut lohnenswert – Gänsehaut garantiert, wenn man in der Dunkelheit die Dimensionen dieser von Menschenhand geschaffenen Hallen spürt und an den Wänden die Spuren der Pickelhiebe von anno dazumal sieht. Oben Wand, unten Keller – Mendig bietet das komplette Vulkanerbe zum Erleben.
Wer noch mehr Geschichte zum Anfassen sucht, wird in der Region fündig: Nicht weit entfernt liegt das Römerbergwerk Meurin, ein antikes Tuffbergwerk, in dem schon die Römer vulkanischen Tuff abbauten (das liegt zwar in Kretz, aber ist Teil der Vulkanpark-Route und sehr spannend). Außerdem lohnt ein Abstecher zur Abtei Maria Laach am Laacher See – hier wurde viel von dem gelblichen Tuffstein verbaut, den die Vulkane lieferten. So schließt sich der Kreis zwischen Natur und Kultur: die Vulkane formten die Landschaft, die Menschen nutzten die Gesteine, und heute staunen wir darüber mit offenem Mund.
Tipps für Besucher: So erlebt Ihr die Wingertsbergwand
Anreise & Weg: Die Wingertsbergwand ist leicht zu finden. Ab Mendig folgt einfach den braunen Vulkanpark-Schildern „Wingertsbergwand“. Eine kleine Straße führt über eine Brücke über die A61 und dann über Feldwege zum ausgewiesenen Parkplatz in der Nähe der Wand. Von dort sind es nur ein paar Minuten Fußweg. Das Gebiet ist frei zugänglich und kostet keinen Eintritt. Festes Schuhwerk ist empfehlenswert, da der Untergrund stellenweise uneben sein kann.
Beste Besuchszeit: Im Prinzip ganzjährig spannend. Im Frühjahr habt Ihr frisches Grün und vielleicht Vogelkonzerte (tagsüber zwitschern allerlei Vögel in den Gebüschen rund um die Wand). Im Sommer kann es trocken und warm werden auf dem offenen Plateau – Sonnenschutz mitnehmen, die Vulkanasche reflektiert das Licht ordentlich. Herbst bringt oft klare Luft und tolle Farben der Vegetation oben auf dem Wingertsberg. Und im Winter, an frostigen Tagen, hat man mit etwas Glück die Wand für sich alleine – dann wirken die Schichten im schrägen Licht besonders plastisch, vor allem wenn Raureif oder Schnee die hellen Lagen betonen.
Führungen & Museen: Wenn Ihr mehr Hintergrundwissen möchtet, lohnt eine Führung. Der Vulkanpark bietet geführte Wanderungen entlang der Wingertsbergwand an, wo fachkundige Guides die Geschichte lebendig erläutern. Kombiniert euren Ausflug unbedingt mit dem Lava-Dome in Mendig – dort startet man am besten im Museum (etwa 1–2 Stunden einplanen) und steigt dann mit einem Guide in die Lavakeller hinab (Dauer ca. 1 Stunde). Die öffentlichen Kellerführungen finden meist zu bestimmten Uhrzeiten statt (Tickets gibt’s im Lava-Dome). Auch die Vulkanbrauerei Mendig bietet Touren in ihren historischen Bierkeller an – Bierprobe inklusive 😉. Für Familien ist der Vulkanpark insgesamt ein tolles Ziel: In der Umgebung gibt es weitere Stationen (z.B. den Geysir Andernach oder das Römerbergwerk), und im Sommer veranstaltet die Region Events wie die „Nacht der Vulkane“, wo die feurige Vergangenheit mit Lichtshows gefeiert wird.
Besonderer Tipp: Nehmt euch Zeit, die Atmosphäre auf Euch wirken zu lassen. Setzt euch vielleicht auf eine Bank am Aussichtspunkt Scharfes Krüppchen und blickt in den Sonnenuntergang über der Eifellandschaft. Die Wingertsbergwand leuchtet dann goldorange, und mit etwas Glück hört Ihr den Uhu rufen. Dieser Moment – wenn Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen, die Gedanken 13.000 Jahre zurückreisen und man gleichzeitig die Schönheit der heutigen Natur genießt – ist unbezahlbar. In solchen Augenblicken versteht man, warum die Wingertsbergwand mehr ist als nur ein Haufen Steine: Sie ist Geschichte, die man anfassen kann, und ein Ort, der einen mit einem Staunen und einem Lächeln nach Hause gehen lässt.
Fazit: Die Wingertsbergwand in Mendig verbindet auf einzigartige Weise Geologie, Natur und Geschichte. In lockerem Spaziergangstempo könnt Ihr hier eine uralte Vulkaneruption „nachlesen“, seltene Tiere beobachten und in Geschichten von Steinbrechern und Brauern eintauchen. Das Ganze garniert mit einer Prise Humor der Natur – man denke an die „Autobahn“ im Fels – und der Gastfreundschaft der Eifel (ein kühles Vulkanbier danach schadet nie). Wer sich für Vulkane interessiert oder einfach einen außergewöhnlichen Ausflug in der Eifel sucht, sollte dieses spektakuläre Felsenbuch nicht verpassen. Also, Wanderschuhe an, Kamera griffbereit – und dann nichts wie hin zur Wingertsbergwand! Viel Spaß beim Zeitreisen mit Bims und Basalt. 😀
Quellen: Die in diesem Artikel erwähnten Fakten basieren auf Informationen aus dem Vulkanpark und wissenschaftlichen Untersuchungen zur Wingertsbergwand, auf lokalen historischen Berichten über den Basalt- und Bimsabbau sowie auf offiziellen Angaben der Stadt Mendig und der Vulkanregion Laacher See für touristische Hinweise.
Die Wingertsbergwand ist nur ein Ausschnitt des gewaltigen Vulkanismus, der die Eifel geprägt hat. Wer tiefer in die geologische Geschichte eintauchen möchte, findet hier einen ausführlichen Überblick: 👉 Vulkanismus in der Eifel: Geschichte, Geologie und Bedeutung.
Mein Nacken tut manchmal weh, weil ich auf meinen Eifel-Ausflügen ständig nach oben schaue – aber es lohnt sich jedes Mal: Über mir zieht majestätisch ein Rotmilan seine Kreise. Diese Greifvögel mit dem rostroten Gefieder und dem markanten Gabelschwanz haben es mir einfach angetan. In diesem Blogartikel möchte ich euch erzählen, was Rotmilane eigentlich sind, warum man sie in der Eifel so häufig sieht und wie ihr sie selbst beobachten oder fotografieren könnt. Dazu gibt’s ein paar humorvolle Anekdoten aus meinen eigenen Erlebnissen – und natürlich Fotos, die ich alle selbst geschossen habe. Also, kommt mit auf die Reise zu den Rotmilanen in der Eifel!
Was sind Rotmilane?
Rotmilane (Milvus milvus) sind große Greifvögel und so etwas wie die Könige der Lüfte in unseren Breiten. Sie kommen fast ausschließlich in Europa vor – mehr als die Hälfte aller Rotmilan-Paare brütet in Deutschland. Das heißt: Wir hier in Deutschland (und speziell bei uns in der Eifel) tragen eine besondere Verantwortung für diese Art. Weltweit gibt es schätzungsweise um die 20.000 Brutpaare, und davon leben über 60% in Mitteleuropa. Kein Wunder also, dass man den Rotmilan auch “Gabelweihe” nennt – nein, nicht wegen einer Vorliebe für Besteck, sondern wegen seines gegabelten Schwanzes, der ihm seinen Spitznamen eingebracht hat.
Als Greifvogel ist der Rotmilan verwandt mit Bussarden und Adlern, auch wenn er nicht ganz so groß ist wie ein Adler. Mit bis zu 70 cm Körperlänge und einer Flügelspannweite bis zu 1,70 m ist er aber nach Seeadler und Steinadler einer der größten heimischen Greifvögel. Trotz seiner Größe wirkt er elegant und beinahe schwebend, wenn er hoch oben seine Kreise zieht. Ich nenne ihn gern den “Adler des kleinen Mannes” – denn einen echten Adler sieht man selten, aber ein Rotmilan segelt einem in der Eifel fast überall mal über den Weg (bzw. über den Kopf). Und glaubt mir, jedes Mal bleibt mir kurz der Mund offen stehen vor Staunen!
Wie erkennt man einen Rotmilan?
Den Rotmilan erkennt man sofort an seiner Silhouette: lange, schmale Flügel und ein tief gegabelter Schwanz – als hätte jemand einem Vogel ein Schwalbenschwanz-Heck verpasst. Dieser gegabelte, rostrote Schwanz ist tatsächlich das auffälligste Erkennungsmerkmal. Im Flug ist er ständig in Bewegung, wie ein Steuerruder, mit dem der Milan geschickt steuert. Die Flügel hält er im Gleitflug leicht nach oben gerichtet in einer flachen V-Form und lässt sich vom Wind tragen, ohne oft mit den Flügeln schlagen zu müssen. So sieht es aus, als würde er mühelos im Himmel stehen – ein traumhafter Anblick für jeden Naturfan.
Auch die Farbe des Rotmilans ist charakteristisch: Sein Körper und die Flügeloberseiten leuchten rotbraun („rot“ steckt ja schon im Namen). Der Kopf dagegen ist hellgrau bis weißlich, was einen schönen Kontrast ergibt. Unter den Flügeln trägt er weiße „Fenster“ – große helle Flecken – und die Flügelspitzen sind schwarz. Von unten betrachtet ergibt das ein kontrastreiches Muster: weiß, rotbraun und schwarz, fast wie ein gemusterter Drachen (im doppelten Sinne, denn „Kite“ heißt im Englischen sowohl Drachen als auch Milan). Mit seinen gelben Augen und dem nach unten gebogenen Schnabel sieht er zudem ziemlich entschlossen aus – ich bilde mir ein, dass man seinen stolzen Blick sogar vom Boden aus erahnen kann.
Zur Größe noch ein Vergleich: Viele kennen ja den Mäusebussard, den man häufig über Feldern kreisen sieht. Der Rotmilan ist größer als ein Bussard und wirkt viel schlanker und eleganter. Und natürlich hat der Bussard keinen Gabelschwanz. Wenn ihr also einen Greifvogel seht und euch fragt, Milan oder Bussard – achtet auf den Schwanz. Ist er deutlich gegabelt, habt ihr wahrscheinlich einen Rotmilan vor euch. (Falls er keinen Schwanz hat, dann ist es wahrscheinlich ein Adler… oder der Vogel fliegt genau direkt von euch weg – kleiner Scherz am Rande!)
Warum sind Rotmilane in der Eifel so häufig?
In der Eifel hat man wirklich gute Chancen, Rotmilane zu sehen. Aber warum gerade hier? Das liegt an unserer Landschaft. Der Rotmilan liebt sogenannte Kulturlandschaften – eine Mischung aus Wiesen, Weiden, Feldern und Wäldern. Genau das bietet die Eifel in Hülle und Fülle: offene Flächen, sanfte Hügel, dazwischen Wälder und Hecken. Diese abwechslungsreiche Landschaft ist für Rotmilane ideal, besonders die offenen Hochflächen der Eifel bieten perfekte Jagdreviere. Hier können sie die Aufwinde nutzen und über Feldern kreisen, immer auf der Suche nach Beute.
Tatsächlich ist die Eifel in manchen Gegenden so etwas wie ein Rotmilan-Hotspot. Im Süden der Eifel, rund um Hellenthal (Wildenburger Ländchen), gibt es zum Beispiel seit Jahren eine stabile Rotmilan-Population. Die dortige extensive Bewirtschaftung – also viele Wiesen und Weiden statt Monokulturen – und genügend alte Bäume in den Wäldern bieten ideale Brut- und Jagdbedingungen. Man könnte sagen, die Rotmilane fühlen sich hier pudelwohl.
Als ich das erste Mal durch die Eifel fuhr, konnte ich es kaum glauben: Kaum war ich aus dem Auto ausgestiegen, zog schon der erste Rotmilan über mir seine Runden. Inzwischen wundert mich das nicht mehr. Egal ob beim Wandern im Nationalpark Eifel oder beim Familienpicknick auf einer Wiese – früher oder später schaut man nach oben und denkt sich: “Oh, da ist ja schon wieder einer!” Die Eifel scheint wirklich rotmilanreich zu sein. In manchen Dörfern könnte man fast meinen, der Rotmilan gehört zum Inventar des Himmels. Es gibt sogar Berichte, dass sich im Spätsommer an einigen Stellen dutzende Rotmilane versammeln – 2018 wurden einmal bis zu 30 Tiere zusammen bei Hellenthal beobachtet. Das muss man sich mal vorstellen: ein ganzer Schwarm großer Greifvögel am Himmel, fast wie in einem Wildlife-Film! Hier bei uns ist das Realität.
Rotmilane beobachten und fotografieren
Wie kann man diese beeindruckenden Vögel nun selbst am besten beobachten? Die gute Nachricht: Man muss nur nach oben schauen. 😉 Tatsächlich sind Rotmilane hauptsächlich tagsüber aktiv und recht auffällig. Am einfachsten sieht man sie, wenn sie im Segelflug über der Landschaft kreisen. Besonders im Frühjahr und Sommer nutzen sie die warmen Aufwinde in der Mittagszeit – dann kann man sie häufig lange gleiten sehen, ohne einen einzigen Flügelschlag. Haltet Ausschau über offenen Wiesen und Feldern. Ein heißer Tipp: Wenn irgendwo gerade ein Bauer das Feld mäht, lohnt es sich, in der Nähe die Augen offen zu halten. Rotmilane haben gelernt, dass frisch gemähte Wiesen einem Buffet gleichen – plötzlich liegen dort Mäuse und andere Leckerbissen frei, und Meister Rotmilan stürzt im Sturzflug hinab. Ich habe schon erlebt, wie direkt nach der Mahd zwei Rotmilane über einer Wiese auftauchten und nach Beute suchten. Da fühlt man sich fast wie bei einer Live-Doku!
Fürs Fotografieren der Rotmilane gilt: Geduld haben und am besten ein Teleobjektiv mitbringen. Die Vögel kreisen zwar oft relativ niedrig, aber trotzdem ist man froh um jedes Millimeter Brennweite, um sie formatfüllend aufs Bild zu bekommen. Alle Fotos in diesem Beitrag habe ich mit einem Tele aufgenommen – glaubt mir, näher ran kommt man sonst kaum, außer man wäre selbst ein Vogel. 😅 Ein paar praktische Tipps aus meiner Erfahrung: Versucht, die Sonne im Rücken zu haben, damit der Milan schön beleuchtet ist (im Abendlicht leuchtet sein rotes Gefieder besonders hübsch!). Nach der Feldmahd oder an Thermiktagen um die Mittagszeit habt ihr die besten Chancen, sie im Flug zu erwischen. Und schießt ruhig viele Fotos in Serie. Von zehn Bildern ist vielleicht eines richtig scharf; die anderen neun zeigen entweder blauen Himmel ohne Vogel (weil er schneller aus dem Bild geflogen ist, als ich auslösen konnte) oder einen halben Flügel – kenne ich alles aus eigener Erfahrung. Aber wenn das eine tolle Foto dabei ist, ist die Freude groß.
Wichtig: Bitte stört die Tiere nicht. Beobachtet und fotografiert aus respektvoller Distanz, besonders in der Nähe von Nestern. Rotmilane brüten meist hoch oben in Bäumen (Eichen, Buchen oder Kiefern) – oft in 15–20 m Höhe. Wenn man da drunter herumkraxelt, tut man weder sich noch dem Vogel einen Gefallen. Also lieber mit Fernglas schauen oder langen Objektiven arbeiten. Die Rotmilane danken es, indem sie gelassen ihre Runden drehen und wir in Ruhe staunen können. Für Familienausflüge eignet sich übrigens eine kleine Rotmilan-Safari in der Eifel hervorragend: Kinder haben einen Heidenspaß daran, die ersten Rufe “Da! Ein Rotmilan!” zu machen (und ja, ein bisschen Wettbewerb, wer die meisten Milane sichtet, macht das Ganze extra spannend).
Was man über ihren Schutz wissen sollte
Bei all der Begeisterung darf man nicht vergessen: Rotmilane brauchen unseren Schutz. Zwar sind sie (noch) kein vom Aussterben bedrohter Artgenosse, aber ihre Bestände gehen zurück. In den letzten 20 Jahren hat die Zahl der Rotmilan-Brutpaare in Deutschland um etwa 20% abgenommen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen finden die Vögel in unserer modernen Landschaft immer schwerer Nahrung. Wenn überall riesige Felder mit Monokulturen sind und kaum abwechslungsreiche Wiesen, wird es für den Rotmilan schwierig, genug Mäuse und andere Beutetiere zu finden. Intensive Landwirtschaft, der Rückgang von Weiden und Brachen – all das macht ihm das Leben schwer. Zum anderen lauern neue Gefahren: Windenergieanlagen zum Beispiel können für Greifvögel problematisch sein, wenn sie ungünstig stehen. Und wer schon einmal gesehen hat, wie hoch und konzentriert ein Rotmilan fliegt, der ahnt, dass ein Windrad für ihn schwer zu durchschauen ist. Auch Störungen während der Brutzeit (etwa durch Forstarbeiten oder unbedachte Wanderer) können zum Brutabbruch führen – da heißt es für uns Menschen, rücksichtsvoll zu sein.
Die gute Nachricht: Es gibt viele Initiativen, die sich für den Rotmilan einsetzen. Naturschutzorganisationen wie NABU und die Deutsche Wildtier Stiftung haben Programme ins Leben gerufen, um die Lebensräume dieser Vögel zu bewahren. Im Nationalpark Eifel gab es z.B. eine Wanderausstellung namens „Rotmilan – Land zum Leben“, die genau diese Konflikte und Lösungsansätze zeigt. Dort erfährt man, wie Landwirtschaft und Rotmilan-Schutz Hand in Hand gehen können – denn am Ende wollen wir ja alle eine lebendige, artenreiche Landschaft. Wer einen Garten oder ein Stück Land hat, kann indirekt auch helfen: Strukturreiche Gärten, kein Gift und vielleicht mal ein wildes Eckchen mit hoher Wiese schaffen – so unterstützt man nicht nur Rotmilane (die dort Mäuse fangen könnten), sondern generell die Natur. Und natürlich gilt: Finger weg von den Horsten! Alle Greifvögel stehen unter Schutz, Rotmilane ganz besonders. Ihre Nester und Jungen zu stören oder gar zu zerstören, ist nicht nur illegal, sondern auch absolut unsportlich. 😉
Fazit
Der Rotmilan ist wirklich ein Charaktervogel der Eifel – elegant, kräftig, mit einer gehörigen Portion Coolness, wenn er da oben die Thermik ausnutzt. Für mich persönlich sind Rotmilane jedes Mal aufs Neue ein Highlight: Egal ob ich sie spontan beim Sonntagsausflug entdecke oder gezielt mit der Kamera auf Motivsuche gehe, ihr majestätischer Anblick lässt mich immer glücklich lächeln.
Ich hoffe, ich konnte euch mit meiner Begeisterung ein bisschen anstecken. Vielleicht schaut ihr bei eurem nächsten Eifel-Besuch auch mal gezielt in den Himmel – die Chancen stehen gut, dass ihr einen dieser “Himmelsakrobaten” zu Gesicht bekommt. Es lohnt sich wirklich, denn einen Rotmilan in freier Wildbahn zu beobachten, ist ein Naturerlebnis, das man so schnell nicht vergisst. In diesem Sinne: Viel Freude beim Rotmilan-Spotting in der Eifel! Vielleicht sieht man sich ja mal draußen – ich bin der Typ mit der Kamera und dem etwas steifen Nacken, der gerade nach oben schaut und selig grinst. 😉