
Die Wingertsbergwand bei Mendig sieht auf den ersten Blick aus wie ein mächtiger gelb-grauer Sandkasten auf Steroiden – aber dahinter steckt ein echter Vulkan-Actionfilm in Fels gemeißelt. Die Wand ist bis zu 60 Meter hoch und mehrere hundert Meter lang. Sie besteht aus Bims- und Tuffschichten, die vor rund 12.900 Jahren beim Ausbruch des Laacher-See-Vulkans entstanden sind. Dass wir dieses Naturwunder heute bestaunen können, verdanken wir ausgerechnet dem Menschen: Durch den Abbau von vulkanischem Gestein wurde die Formation freigelegt – und dann gerade noch rechtzeitig unter Schutz gestellt, bevor gierige Bagger sie komplett verschluckt hätten. Was diese Geologie zum Anfassen über explosive Urkräfte erzählt, welche Naturerlebnisse Euch dort erwarten und welche Geschichten sich um Basalt, Tuff und Bier ranken, erfahrt Ihr hier – persönlich, locker und mit einem Augenzwinkern.
Geologie: Eine Wand als Vulkan-Geschichtsbuch
Die Wingertsbergwand bei Mendig: Schicht für Schicht erzählen Bims- und Aschelager die dramatische Geschichte des Laacher-See-Ausbruchs vor 12.900 Jahren. Menschen am Fuß der Wand dienen als Maßstab (gut zu erkennen: die hellen Bimsschichten und dunkleren Zwischenlagen).
Stellt Euch einen Vulkan vor, der vor knapp 13.000 Jahren so richtig die Eifel aufgemischt hat. Der Laacher-See-Vulkan brach damals innerhalb weniger Tage oder Wochen aus und schleuderte gigantische 6,5 Kubikkilometer Asche und Gestein in die Luft – das ist, als würde man den Kölner Dom millionenfach in Staub verwandeln und verteilen. Die Eruption war die gewaltigste in Mitteleuropa seit der Eiszeit und lief alles andere als gleichmäßig ab. Die Wingertsbergwand ist wie ein aufgeschlagenes Buch dieser Ereignisse: Jede Schicht erzählt ein Kapitel der Katastrophe. Unten finden sich noch Reste der ersten Explosion – mitgerissener Kies, Lehm, Bruchstücke älterer Basalte und sogar verkohlte Baumreste. Darüber lagerten sich die Produkte der plinianischen Phase ab, als eine Eruptionssäule bis in 30 Kilometer Höhe schoss. Aus dieser Phase stammt die mächtige Bimsschicht: luftiges, federleichtes Gestein, das in weißen bis gelblichen Schichten zu Boden rieselte. Wer genau hinschaut, entdeckt darin eingebettete dunkle Brocken – echte Vulkanbomben, so groß wie Kleinwagen. Diese Brocken (teilweise bis 4 m Durchmesser!) wurden beim Ausbruch aus dem zerrissenen Vulkanschlot gerissen und noch kilometerweit durch die Luft geschleudert. Kaum vorstellbar, oder? Doch die Wingertsbergwand lügt nicht: Dort stecken die Bomben heute noch sichtbar in der Bimsschicht und beweisen eindrucksvoll, was für Kräfte hier gewaltet haben.
Nach dieser ersten Phase ging die Show weiter: Dunkle, dünne Bänder aus Gesteinsbruch (zum Beispiel Schieferstücke) zeugen davon, dass der Vulkan zwischendurch sein Verhalten änderte. Wahrscheinlich stürzten Kraterwände ein, der Ausbruchsmodus kippte – die feinen dunklen Lagen sind das Ergebnis. Kurz darauf folgte das nächste Spektakel: pyroklastische Ströme, auch Glutlawinen genannt, rasten über die Landschaft. Diese heißen Ascheströme breiteten sich im Umland aus und hinterließen helle Ablagerungen, sogenannte Ignimbrite. In manchen Tälern türmten sie sich bis zu 30 m mächtig auf – ein einziges Tal wurde komplett gefüllt! (Das Krufter Bachtal in der Nähe ist so ein Ort, heute kann man dort wandern, ohne zu ahnen, dass man auf 30 m erstarrter Glutlawine läuft.)
Dann legte der Vulkan nochmal eine Schippe drauf: Die höchste Eruptionssäule der ganzen Eifelgeschichte stieg in den Himmel. In dieser Phase regnete es besonders viel Bims – so viel, dass er in zwei auffällig regelmäßigen Lagen ablagerte. Diese Doppel-Schicht nennen Geologen augenzwinkernd die „Autobahn“, weil sie wie zwei helle Streifen durch die Wand zieht. Wer vor der Wingertsbergwand steht, kann diese Autobahn-Schicht mit bloßem Auge erkennen – ein kurioses Naturgraffiti aus der Urzeit, das Fotografen natürlich magisch anzieht.
Doch selbst damit war immer noch nicht Schluss: Nach einer Pause kam die Endphase des Ausbruchs. Hier mischte sich Wasser ins Magma, es kam zu phreatomagmatischen Explosionen – man stelle sich das in Zeitlupe vor wie bei Mentos in Cola, nur heißer. Diese letzten Ausbrüche schleuderten Asche und Gestein in flachen, bodennahen Base Surges über den Wingertsberg und formten bis zu 15 m mächtige, graue Asche-Dünen. Ganz oben in der Wingertsbergwand sieht man heute diese welligen, geschichteten Bänder wie versteinerte Sanddünen. Sie markieren das Finale des großen Knalls.
All das kann man wirklich ablesen: Hell-dunkel, grob-fein, Schicht um Schicht – es ist, als hätte jemand den Vulkan-Ausbruch in einzelnen Folien übereinandergelegt. Diese geologische Zeitkapsel begeistert Vulkanologen aus aller Welt. Kein Wunder, dass die Wingertsbergwand offiziell zu den bedeutendsten Geotopen Deutschlands zählt. Sogar bei der Erforschung von Vulkanen weltweit hat dieser Aufschluss geholfen, weil man hier vor Ort Dinge verstehen konnte, die man sonst nur von aktiven Vulkanen kennt. Ach ja, und falls Ihr dachtet, die Eifel hätte seitdem Ruhe: Die feinen Aschespuren dieses Ausbruchs findet man heute noch bis nach Schweden und Norditalien – so weit trug der Wind den Eifel-Staub! Im Raum Köln lag die Bims-Asche damals übrigens noch einen Meter dick. Das sollte jedem klar machen, dass die Idylle der Eifel auch mal anders konnte…
Übrigens haben Forscher unter den Bims- und Tuffschichten sogar herausgefunden, was vor dem Ausbruch hier wuchs: Unter der Wingertsbergwand liegen Überreste eines urzeitlichen Waldes. Die pollen- und Holzfunde zeigen, dass hier einst Eichen, Linden, Kiefern, Weiden und Haselsträucher standen – ein feuchtkühler Wald, ähnlich wie heutige Wälder in Mittelschweden. Dieses Idyll wurde in Sekundenbruchteilen zerstört, die Bäume entwurzelt und verbrannt. Menschliche Überreste dagegen hat man interessanterweise keine gefunden. Archäologen stießen nur auf verlassene Lager der damaligen eiszeitlichen Jäger – offenbar hatten unsere Vorfahren genug Vorwarnung (Erdbeben? seltsames Tierverhalten?), um rechtzeitig das Weite zu suchen. Schlauer Schachzug der Steinzeitmenschen, kann man da nur sagen!
Und noch ein funkelndes Detail zum Schluss der Geologie-Highlights: In der letzten Ausbruchsphase wurden aus den Tiefen der Magmakammer Mineralien an die Oberfläche befördert, darunter das leuchtend blaublaue Hauyn. Dieses seltene Mineral, ein Halbedelstein, glitzert heute noch als winziger Schatz in manchen Bimsbrocken östlich des Laacher Sees. Wer jetzt auf Schatzsuche gehen will: Lieber lassen – das Mitnehmen von Gesteinen ist streng verboten, die Wingertsbergwand steht unter Schutz. Außerdem möchte sicher keiner den Zorn der Vulkan-Götter oder der lokalen Rangern heraufbeschwören, oder? 😉
Naturerlebnis: Uhus, Pionierpflanzen und Vulkan-Panorama
Auch Naturfreunde kommen an der Wingertsbergwand voll auf ihre Kosten. Man denkt vielleicht, so eine karge Vulkanwand wäre leblos – weit gefehlt! In den Felsnischen und auf den Schuttflächen haben sich längst allerlei Pionierpflanzen angesiedelt. Moose und Flechten malen grüne und silbrige Tupfen auf die gelben Tuffwände. An den Rändern und auf dem Wingertsberg-Plateau wachsen zähe Büsche und erste Bäume – Birken zum Beispiel lieben den offenen, nährstoffarmen Boden und sorgen mit ihrem frischen Grün für Kontraste vor der Felswand. Und der Name Wingertsberg kommt nicht von ungefähr: Wingert heißt im Dialekt „Weinberg“. Tatsächlich wurde auf den fruchtbaren Vulkanböden der Eifel früher Wein angebaut – Gras und Wein wuchsen hier sprichwörtlich über die explosive Vergangenheit, bis der Bagger kam. Heutzutage gibt es zwar keine Reben mehr an dieser Stelle, aber ringsum gedeihen Wiesen und Felder – im Frühjahr blüht es bunt, und im Sommer summen Insekten zwischen den Gräsern. Die eher kargen Flächen erinnern ein bisschen an mediterrane Trockenrasen, nur dass im Hintergrund eine Vulkanwand aufragt.
Das absolute Highlight der Fauna ist jedoch ein gefiederter Superstar: Seit einiger Zeit wohnt ein Uhu in der Wingertsbergwand! Dieser größte Eulenvogel Europas hat hier wohl ein ideales Zuhause gefunden – ruhige Felsnischen für den Tagesschlaf und weite Felder ringsum für die nächtliche Jagd. Mit etwas Glück könnt Ihr ihn in der Dämmerung hören oder sogar sehen. Sein tiefer Ruf („Buuhoo“) schallt manchmal über die ehemaligen Steinbrüche. Hoch über der Wand kreist Meister Uhu und hält Ausschau nach Mäusen, Ratten oder vielleicht mal einem unvorsichtigen Kaninchen. Für Naturfotografen wäre eine Uhu-Sichtung natürlich das i-Tüpfelchen eines Wingertsbergwand-Besuchs – aber selbst ohne Eule ist das Panorama eindrucksvoll. Häufig ziehen auch Greifvögel wie Bussarde und Turmfalken über die Wand hinweg und nutzen die Thermik an der Felsflanke. Mit etwas Glück kreist hier sogar ein majestätischer Rotmilan über dem Vulkangestein – ein echter König der Lüfte. Mehr über den eleganten Greifvogel erfährst du hier in meinem Beitrag über Rotmilane in der Eifel. Man fühlt sich fast ein bisschen in einen Western versetzt: staubiger Boden, struppige Vegetation, ein imposanter Canyon – und plötzlich segelt ein Raubvogel vorbei. Nur das Klappern eines hölzernen Wagenrads fehlt noch für die perfekte Filmkulisse.
Wer gerne fotografiert, sollte übrigens zur Goldenen Stunde kommen – morgens oder spätnachmittags –, wenn die Sonne die Bimswand in warmes Licht taucht. Dann leuchten die hellen Schichten fast golden, und die Schatten der Struktur treten deutlich hervor. Ein beliebtes Fotomotiv ist natürlich die komplette Wand im Weitwinkel, aber auch Details lohnen sich: zoomt man ran, erkennt man die „Autobahn“-Schicht oder einzelne Vulkanbomben, die wie dunkle Einschüsse in der Wand stecken. Im Herbst könnt Ihr mit buntem Laub an der Oberkante der Wand spielen – orange und rote Blätter vor graugelber Tuffkulisse, das hat was. Und im Winter, mit etwas Schnee, zeichnen sich die Linien der Schichten kontrastreich in Schwarz-Weiß. Aussichtsplattformen gibt es ebenfalls: Oberhalb der Wingertsbergwand, am Rand des Steinbruchs, befindet sich der Aussichtspunkt „Scharfes Krüppchen“. Keine Sorge, der Name mag seltsam klingen, aber der Ausblick ist scharf 😉 – von dort oben schweift der Blick über Mendig, die Vulkanlandschaft der Osteifel und hinüber bis zum Laacher See. Hier oben spürt man erst die ganze Dimension der Landschaft: eine Mischung aus Naturschönheit und menschengemachter Wildnis, denn man sieht auch die benachbarten aktiven Steinbrüche und die grünen Wälder, die sich die ehemaligen Abbauflächen zurückerobern.
Und ganz nebenbei: An der Wingertsbergwand kann man nicht nur gucken, sondern auch wandern. Ein geologischer Lehrpfad – eine Art Vulkan-Entdeckungstour – führt entlang der Wand. Zahlreiche Infotafeln erklären verständlich, welche Schicht was bedeutet und wie das Ganze entstanden ist. So wird der Spaziergang zur kleinen Zeitreise. Der Weg ist frei zugänglich und relativ leicht begehbar; festes Schuhwerk schadet aber nie, denn es kann etwas steinig sein. Besonders spannend ist es, einen Vulkanologen oder Geo-Guide dabeizuhaben (es werden gelegentlich Führungen angeboten), der live erklärt, was man sieht. Dann erfährt man vielleicht auch, wo genau der Uhu haust – aber pssst, den stören wir natürlich nicht!
Geschichte: Von Bims-Boom und Basalt-Bierkellern
Die Wingertsbergwand mag ein Naturdenkmal sein, doch ohne die Geschichte des Menschen in der Eifel wäre sie gar nicht so sichtbar. Tatsächlich verdanken wir den beeindruckenden Aufschluss dem Steinabbau. Rund um Mendig und in der ganzen Pellenz wurden seit der Römerzeit vulkanische Rohstoffe abgebaut – Bims (Pumice) und Basalt waren wahre Schatztruhen. Die Bauwirtschaft verlangte nach leichtem Bimsstein für Mörtel und Ziegel und nach hartem Basalt für Mühlsteine, Pflaster und Fundamente. Über Jahrhunderte gruben die Eifeler an allen Ecken und Enden, ganze Hügel wurden abgetragen, um an das vulkanische Material zu kommen. Auch am Wingertsberg fraßen sich Steinbrüche in den Berg. Man suchte vor allem den begehrten Mendiger Basalt, eine besonders haltbare Lava, die vor ca. 200.000 Jahren bei einem früheren Vulkanismus hier geflossen war. Dieser Basalt bildete mächtige Lavaströme bis zu 40 m Dicke, aber – das Problem – er lag unter einer dicken Decke aus lockerem Bims und Erdreich vom Laacher See Ausbruch. Was tat man? Zunächst gruben die Steinbrecher über Tage, bis es nicht mehr ging, dann verlegten sie sich auf den Untertagebau. In Mendig entstand ein unterirdisches Labyrinth von Stollen und Gewölben: die berühmten Lavakeller. In den 32 Meter tiefen Felsenkellern holte man Basaltbrocken für die Mühlsteinherstellung aus dem erkalteten Lavastrom heraus. Über drei Quadratkilometer erstrecken sich diese von Menschenhand geschaffenen Höhlen – einst das größte Basalt-Bergwerk der Welt, und das unter einer beschaulichen Eifelstadt!
Der Basaltabbau prägte Mendig wirtschaftlich und kulturell enorm. Aus dem harten Gestein wurden jahrhundertelang Mühlsteine in alle Welt geliefert – ohne Mendiger Basalt hätte so manche Mühle im Mittelalter keinen „Biss“ gehabt. Später, als Stahlwalzen die Steinmühlen ablösten, standen die Lavakeller leer – aber nicht lange. Raffinierte Brauer erkannten die Chance: Die tiefen Keller mit konstant kühlen 5–8 °C boten perfekte Lagerbedingungen für Bier! Im 19. Jahrhundert wurde Mendig zur Braustadt, zeitweise gab es hier 28 (!) Brauereien. Sie nutzten die Naturkeller, um obergäriges Bier zu lagern und zu kühlen, bevor es Kühlschränke gab. Das hat Mendig den Beinamen “Stadt der tausend Bierkeller” eingebracht – und bis heute gibt es noch eine aktive Brauerei, die an diese Tradition anknüpft. Wenn man durch Mendig spaziert, ahnt man kaum, dass unter den eigenen Füßen ein gigantisches Kühlsystem vergangener Jahrhunderte liegt. (Wobei: manchmal sackt plötzlich ein Garten oder eine Straße ab, weil ein alter Stollen einstürzt – kleine Erinnerung daran, was da unten ist!)
Und was ist mit dem Bimsabbau? Auch der lief auf Hochtouren. Der leichte Bimsstein, entstanden aus dem explosiven Zerreißen des Magmas, wurde im 20. Jahrhundert in Massen gefördert. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte man ihn z.B. zur Herstellung von Baustoffen, um die zerstörten Städte wieder aufzubauen – ein regelrechter Bims-Boom. In der Osteifel entstanden Firmen und sogar ein Bimsmuseum, das an diese Epoche erinnert. Die Wingertsbergwand selbst ist Teil dieser Geschichte: Hier hatten die Steinbruchunternehmen natürlich auch ihre Augen drauf. Einer lokalen Firma gehörte das Abbaugebiet, und sie hätte wohl am liebsten den ganzen Wingertsberg abgetragen, um an jeden letzten Rest Basalt zu kommen. Doch 1981 geschah etwas Weitsichtiges: Die Wingertsbergwand wurde unter Schutz gestellt, die weitere Suche nach Basalt in diesem Bereich per Gesetz untersagt. Man erkannte den unschätzbaren Wert dieses geologischen Fensters in die Vergangenheit – und stoppte rechtzeitig die Bagger. So blieb uns dieses Naturdenkmal erhalten, quasi in letzter Minute gerettet vor der Total-Vermarktung. Heute ist die Wand ein Landschaftsdenkmal im Vulkanpark und gehört der Stadt Mendig bzw. dem Vulkanpark, die sie für die Nachwelt erhalten.
Doch keine Sorge: Ganz untätig sind die Mendiger deshalb nicht. Statt Steine zu kloppen, setzt man jetzt auf Tourismus und Bildung. Gleich in der Nähe der Wingertsbergwand – im Ort Mendig selbst – könnt Ihr im Lava-Dome, dem Deutschen Vulkanmuseum, tiefer in die Materie eintauchen. Dort gibt es multimediale Ausstellungen über die Eifelvulkane, ein Erdbebenhaus (für den persönlichen „Schüttel-Schock“) und viele Exponate, die die vulkanische Vergangenheit lebendig machen. Im Lava-Dome erfährt man auch mehr Hintergrund zur Wingertsbergwand und zum Laacher-See-Ausbruch. Und das Beste: Von dort werden Führungen in die Lavakeller angeboten. Eine Tour 30 Meter tief hinab in die kühle Unterwelt der Basaltgewölbe ist absolut lohnenswert – Gänsehaut garantiert, wenn man in der Dunkelheit die Dimensionen dieser von Menschenhand geschaffenen Hallen spürt und an den Wänden die Spuren der Pickelhiebe von anno dazumal sieht. Oben Wand, unten Keller – Mendig bietet das komplette Vulkanerbe zum Erleben.
Wer noch mehr Geschichte zum Anfassen sucht, wird in der Region fündig: Nicht weit entfernt liegt das Römerbergwerk Meurin, ein antikes Tuffbergwerk, in dem schon die Römer vulkanischen Tuff abbauten (das liegt zwar in Kretz, aber ist Teil der Vulkanpark-Route und sehr spannend). Außerdem lohnt ein Abstecher zur Abtei Maria Laach am Laacher See – hier wurde viel von dem gelblichen Tuffstein verbaut, den die Vulkane lieferten. So schließt sich der Kreis zwischen Natur und Kultur: die Vulkane formten die Landschaft, die Menschen nutzten die Gesteine, und heute staunen wir darüber mit offenem Mund.
Tipps für Besucher: So erlebt Ihr die Wingertsbergwand
- Anreise & Weg: Die Wingertsbergwand ist leicht zu finden. Ab Mendig folgt einfach den braunen Vulkanpark-Schildern „Wingertsbergwand“. Eine kleine Straße führt über eine Brücke über die A61 und dann über Feldwege zum ausgewiesenen Parkplatz in der Nähe der Wand. Von dort sind es nur ein paar Minuten Fußweg. Das Gebiet ist frei zugänglich und kostet keinen Eintritt. Festes Schuhwerk ist empfehlenswert, da der Untergrund stellenweise uneben sein kann.
- Beste Besuchszeit: Im Prinzip ganzjährig spannend. Im Frühjahr habt Ihr frisches Grün und vielleicht Vogelkonzerte (tagsüber zwitschern allerlei Vögel in den Gebüschen rund um die Wand). Im Sommer kann es trocken und warm werden auf dem offenen Plateau – Sonnenschutz mitnehmen, die Vulkanasche reflektiert das Licht ordentlich. Herbst bringt oft klare Luft und tolle Farben der Vegetation oben auf dem Wingertsberg. Und im Winter, an frostigen Tagen, hat man mit etwas Glück die Wand für sich alleine – dann wirken die Schichten im schrägen Licht besonders plastisch, vor allem wenn Raureif oder Schnee die hellen Lagen betonen.
- Führungen & Museen: Wenn Ihr mehr Hintergrundwissen möchtet, lohnt eine Führung. Der Vulkanpark bietet geführte Wanderungen entlang der Wingertsbergwand an, wo fachkundige Guides die Geschichte lebendig erläutern. Kombiniert euren Ausflug unbedingt mit dem Lava-Dome in Mendig – dort startet man am besten im Museum (etwa 1–2 Stunden einplanen) und steigt dann mit einem Guide in die Lavakeller hinab (Dauer ca. 1 Stunde). Die öffentlichen Kellerführungen finden meist zu bestimmten Uhrzeiten statt (Tickets gibt’s im Lava-Dome). Auch die Vulkanbrauerei Mendig bietet Touren in ihren historischen Bierkeller an – Bierprobe inklusive 😉. Für Familien ist der Vulkanpark insgesamt ein tolles Ziel: In der Umgebung gibt es weitere Stationen (z.B. den Geysir Andernach oder das Römerbergwerk), und im Sommer veranstaltet die Region Events wie die „Nacht der Vulkane“, wo die feurige Vergangenheit mit Lichtshows gefeiert wird.
- Besonderer Tipp: Nehmt euch Zeit, die Atmosphäre auf Euch wirken zu lassen. Setzt euch vielleicht auf eine Bank am Aussichtspunkt Scharfes Krüppchen und blickt in den Sonnenuntergang über der Eifellandschaft. Die Wingertsbergwand leuchtet dann goldorange, und mit etwas Glück hört Ihr den Uhu rufen. Dieser Moment – wenn Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen, die Gedanken 13.000 Jahre zurückreisen und man gleichzeitig die Schönheit der heutigen Natur genießt – ist unbezahlbar. In solchen Augenblicken versteht man, warum die Wingertsbergwand mehr ist als nur ein Haufen Steine: Sie ist Geschichte, die man anfassen kann, und ein Ort, der einen mit einem Staunen und einem Lächeln nach Hause gehen lässt.
Fazit: Die Wingertsbergwand in Mendig verbindet auf einzigartige Weise Geologie, Natur und Geschichte. In lockerem Spaziergangstempo könnt Ihr hier eine uralte Vulkaneruption „nachlesen“, seltene Tiere beobachten und in Geschichten von Steinbrechern und Brauern eintauchen. Das Ganze garniert mit einer Prise Humor der Natur – man denke an die „Autobahn“ im Fels – und der Gastfreundschaft der Eifel (ein kühles Vulkanbier danach schadet nie). Wer sich für Vulkane interessiert oder einfach einen außergewöhnlichen Ausflug in der Eifel sucht, sollte dieses spektakuläre Felsenbuch nicht verpassen. Also, Wanderschuhe an, Kamera griffbereit – und dann nichts wie hin zur Wingertsbergwand! Viel Spaß beim Zeitreisen mit Bims und Basalt. 😀
Quellen: Die in diesem Artikel erwähnten Fakten basieren auf Informationen aus dem Vulkanpark und wissenschaftlichen Untersuchungen zur Wingertsbergwand, auf lokalen historischen Berichten über den Basalt- und Bimsabbau sowie auf offiziellen Angaben der Stadt Mendig und der Vulkanregion Laacher See für touristische Hinweise.